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Berlin wird ein nationales Tumorzentrum: Personalisierte Krebsmedizin schneller zum Patienten bringen

Donnerstag, 24. September 2020 – Autor:
Berlin wird ein neuer Standort für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen. Darin werden Charité, Berlin Institute of Health und Max-Delbrück-Centrum gemeinsam forschen. Es geht um die personalisierte Krebsmedizin.
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Berlin

Ein Entwurf des im Wedding geplanten Neubaus für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen in Berlin. Beteiligt sind (v.li.) Prof. Ulrich Keilholz, Prof. Angelika Eggert (beide Charité) und Prof. Christof von Kalle (BIH/Charité).

Berlin wird einer von vier neuen Standorten für das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). Das gab die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek (CDU) bekannt. Dabei werden Charité - Universitätsmedizin Berlin, das Berlin Institute of Health (BIH) sowie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in der Helmholtz-Gemeinschaft, zusammenarbeiten.

Im Zentrum der Forschung steht die personalisierte Krebsmedizin. Das Land Berlin hat die Bewerbung unterstützt und plant ein neues NCT-Gebäude auf dem Forschungscampus am Charité Campus Virchow-Klinikum - mit Laboren, einer Ambulanz sowie einem Informationszentrum für Krebspatienten.

Personalisierte Krebsmedizin schneller zum Patienten bringen

Die neuen Standorte des nationalen Tumorzentrums (NCT) sollen dafür sorgen, Ergebnisse der Krebsforschung und der personalisierten Krebsmedizin schneller zu den Patienten zu bringen. Beteiligt ist auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Im NCT arbeiten Ärzte mit Forschern eng zusammen, um jedem Patienten eine auf die eigene Erkrankung zugeschnittene Krebstherapie anzubieten.

Prof. Ulrich Keilholz, Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und Koordinator des Berliner NCT-Antrags: "Als künftiger NCT-Standort Berlin werden wir noch erfolgreicher forschen und behandeln können. Die Charité gewährleistet bereits heute mit seinem CCCC die umfassende Versorgung von Patienten. Jeder Patient erhält einen individuellen Behandlungsplan, der in einem interdisziplinären Team optimiert entwickelt wird. Zusätzlich ermöglichen wir die Teilnahme an klinischen Studien."

Körpereigenes Immunsystem spielt entscheidende Rolle

Mitkoordinatorin Prof. Angelika Eggert leitet die Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité. Sie erforscht neue molekular gezielte Therapien und Immuntherapien speziell für krebskranke Kinder. "Das körpereigene Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Krebs. Hier konnten wir entscheidende Fortschritte erzielen. Gerade bei den eher seltenen Krebsfällen im Kindesalter werden wir sehr von der deutschlandweiten Zusammenarbeit mit den anderen NCT-Standorten profitieren", sagt Eggert

BIH-Chair für Klinisch Translationale Medizin Prof. Christof von Kalle leitet das Klinische Studienzentrum von BIH und Charité. "Aus meiner langjährigen NCT-Erfahrung in Heidelberg weiß ich, wie entscheidend die enge Verzahnung von Forschung und Klinik, aber auch die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen im Kampf gegen den Krebs sind. Gleichzeitig müssen wir auch die Digitalisierung noch weiter vorantreiben, damit die vielen Daten, die in der Forschung und bei der Behandlung von tausenden Krebspatienten anfallen, den größtmöglichen Nutzen entfalten können. Als NCT-Standort Berlin können wir diese Herausforderungen meistern."

Tumoren exakt diagnostizieren und verstehen

Prof. Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand (komm.) des MDC: "Für uns bedeutet das, dass wir unsere Forschung  auf dem Gebiet der Immuntherapie, der Krebsentstehung und der zellbasierten Krebsmedizin weiter vorantreiben können. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Charité und dem BIH möchten wir unsere Erkenntnisse möglichst schnell zu den Patienten bringen." Das sei Onkologie der Zukunft, so Sommer.

Das MDC hat seinen Schwerpunkt in der biomedizinischen Grundlagenforschung. In der Krebsmedizin entwickelt es unter anderen neue Immuntherapien und Schlüsseltechnologien wie die 3D-Einzelzell-Analyse, Proteomik und Metabolomik, die es mit Hilfe künstlicher Intelligenz in neue medizinische Konzepte umsetzen. So hilft die Präzisionsonkologie, Tumoren exakt zu diagnostizieren und in ihrer Entwicklung zu verstehen. Das ermöglicht es, herauszufinden, gegen welche Behandlungen der Tumor empfindlich oder resistent reagiert.

Neben den bestehehenden Standorten Heidelberg und Dresden werden drei weitere nationale Tumorzentren in Köln/Essen, Tübingen/Ulm/Stuttgart und Würzburg/Erlangen/Regensburg entstehen, heißt es in einer Pressemitteilung der Charité.

Grafik: Caroline Schweiger-Eisbacher/Charité

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