Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Alter von Flüchtlingen mit Ultraschall bestimmen - Mediziner begrüßen Spahns Vorschlag

Freitag, 18. Januar 2019 – Autor:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt prüfen, ob das Alter von Flüchtlingen durch Ultraschall bestimmt werden kann. So wird das schädliche Röntgen vermieden. Mediziner begrüßen das.
Flüchtling, Migrant, Junge, Teenager

Die Alterseinschätzung von Flüchtlingen erfolgt bislang mit schädlichen Röntgenstrahlen – Foto: ©Jan H. Andersen - stock.adobe.com

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt prüfen, ob eine Altersabschätzung von Flüchtlingen durch Ultraschall möglich ist. Eine solche Prüfung sei notwendig, da teilweise fehlerhafte Altersangaben vorliegen.

Diese dürften nicht dazu führen, dass Asylverfahren falsch bearbeitet oder Straftaten nicht verfolgt werden, so die Begründung. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) begrüßt diese Initiative. Eine Altersabschätzung per Ultraschall sei im Vergleich zu einem Verfahren wie Röntgen besonders gesundheitsschonend.

Röntgen ist mit möglichen Strahlenschäden verbunden

Das Bundesgesundheitsministerium fördert seit Beginn 2019 ein Projekt der Fraunhofer-Gesellschaft und der Universität des Saarlandes, um herauszufinden, ob das Alter von jungen Erwachsenen per Ultraschall abgeschätzt werden kann. Ergebnisse sollen laut Aussage des Ministeriums Ende 2020 vorliegen.

Bislang fehlt bei der umstrittenen Altersabschätzung per Röntgen die medizinische Indikation. Ärzte müssen dem Patienten ohne medizinische Notwendigkeit eine Röntgenuntersuchung zumuten. Sie strapazieren so ihr Berufsethos. "Gerade bei jungen Menschen ist es relevant, so häufig wie möglich auf Röntgenstrahlen zu verzichten, um mögliche Strahlenschäden im Körper zu verhindern", erklärt Dr.  Jörg Detlev Moritz, stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Pädiatrie.

Erst wird die Hand, dann der Kiefer geröntgt

Da die Altersabschätzung per bildgebendem Verfahren zur Volljährigkeitsbestimmung durchgeführt wird, ist davon auszugehen, dass neben jungen Erwachsenen auch Minderjährige in dieses Verfahren involviert sind. "Bei diesem Klientel, das sich noch im Wachstum befindet, können Röntgenstrahlen das Zellenwachstum beeinträchtigen", so Moritz weiter in einer Pressemitteilung.

Bisher erfolgt die Altersabschätzung mit Hilfe einer Röntgenaufnahme der linken Hand. "Normalerweise ist die Skelettentwicklung an der Hand bei Jungen mit 19 und bei Mädchen mit 17 Jahren abgeschlossen. Wenn diese Entwicklung nach der Abschätzung als abgeschlossen erklärt wird, wird in einem weiteren Schritt eine Röntgenaufnahme der Ober- und Unterkiefer zur Beurteilung der Zahnentwicklung durchgeführt", so der Leiter der Kinderradiologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel.

Auch Altersabschätzung per MRT könnte möglich sein

"Zusätzlich wird eine computertomographische Untersuchung der Schlüsselbeine durchgeführt, da hier im Mittel die Skelettentwicklung bei Männern erst mit 30 und bei Frauen mit 27 Jahren abgeschlossen ist." Durch dieses Vorgehen lässt sich das Alter abschätzen. Es weist aber wie alle bildgebenden Methoden eine relativ hohe Ungenauigkeit auf, weswegen es - neben der in der Kritik stehenden Strahlenexposition –  immer wieder kritisiert wird.

"Alternativ sollte geprüft werden, ob eine Altersabschätzung durch die Magnetresonanztomographie (MRT), ebenfalls ein Verfahren ohne Strahlenexposition, möglich ist", ergänzt Moritz.

Alter von Flüchtlingen mit Ultraschall bestimmen

Die DEGUM-Mediziner begrüßen Spahns Vorschlag, dennoch sieht die Fachgesellschaft die geplante Studie, in deren Rahmen das Alter von Flüchtlingen mit Ultraschall bestimmt werden soll, kritisch. Die Ergebnisse müssten auch juristisch valide sein und nicht von der Erfahrung der Untersucher abhängen. Die DEGUM bietet Ultraschall-Kurse speziell für die Diagnostik bei jungen Menschen an, um Ärzte entsprechend zu qualifizieren.

Foto: jan h. andersen/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Flüchtlinge

Weitere Nachrichten zum Thema Flüchtlinge

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin