Zeitenwende für Demografie und Nachhaltigkeit – Für einen neuen Generationenvertrag

– Foto: Gesundheitsstadt Berlin
"Demografie und Nachhaltigkeit gehören zusammen", betont zum Auftakt WISO-Geschäftsführerin Dr. Ingrid Völker. Alterung und Ressourcenverschwendung treffen nun auch noch auf aktuelle Krisen: Deutschand hat neue Schulden in Milliardenhöhe angehäuft für Corona, Bundeswehr, Klimaschutz, Hochwassergebiete und Entlastungspakete. "Zahlt die junge Generation den Preis?", fragt Dr. Völker.
Nachhaltigkeit des Rentensystems ist gefährdet
Zum Auftakt definiert Moderatorin Prof. Beate Jochimsen von der HWR Berlin den Begriff Nachhaltigkeit. "Das bedeutet, dass man seine Lebensbedürfnisse befriedigt, ohne künftigen Generationen die Lebensgrundlage zu entziehen." Doch wie soll das funktionieren? Die Jüngeren sind schon rein zahlenmäßig unterlegen. In den nächsten zehn Jahren nimmt die Zahl der 20- bis 66-jährigen, die der Erwerbstätigen, massiv ab, die Zahl der über 67-jährigen deutlich zu.
Die Journalistin und Buchautorin Madeleine Hofmann sieht daher den Generationenvertrag bei der gesetzlichen Rente in Gefahr.
Junge Leute arbeiten oft anders
Tragen junge Erwachsene durch ihren Wunsch nach mehr Work-Life-Balance und neuen Arbeitszeitmodellen (Teilzeit, Sabbatical) nicht auch selbst zur zunehmenden Ebbe in der Rentenkasse bei, fragt Prof. Wolfgang Schroeder vom Wissenschaftszentrum Berlin vermutet. "Nein", verteidigte Weidenfeld die Jüngeren. "Die wollen Teilzeit, weil beide (Eltern) arbeiten". Noch nie seien in Deutschland so viele Arbeitsstunden geleistet worden wie heute.
Mit den unzureichenden Maßnahmen gegen den Klimawandel tut sich eine grundsätzliche Bürde für die nachfolgende Generation auf. Das hat ihr das Bundesverfassungsgericht bescheinigt, das in einem Urteil von 2021 die mangelhaften CO2-Senkungs-Pläne der Regierung rügte. Das Energiesparen liegt aber auch in der Verantwortung des Einzelnen. "Die Bereitschaft auf Verzicht ist nicht sehr stark ausgeprägt", konstatiert Ursula Weidenfeld.
Schulden für den Konsum "falsch und unsolidarisch"
Wenn die Regierung jetzt weitere Schulden mache, um den Gaspreis künstlich zu drücken, werde die Nachfrage steigen und nicht wie gewünscht sinken, so Ursula Weidenfeld. Schulden aufzunehmen, um "Konsum zu fördern" sei "falsch und unsolidarisch".
Doch wie sollen die Jungen auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen? Junge Lebenswelten kämen in der Politik nicht vor, kritisiert Hofmann. Nur 6 Prozent der Bundestagsabgeordneten seien unter 30. Es sei schwierig, sich da hochzukämpfen. Das wollte Ursula Weidenfeld so nicht stehen lassen. Noch nie habe die Bundesrepublik so ein junges Parlament gehabt und noch nie seien die Chancen für junge Leute im Erwerbsleben so gut gewesen.
Wahlrecht unter 18 und mehr Junge in Gremien
Dass sich Politiker vornehmlich an den älteren Wählern orientieren, hat für Prof. Schroeder einen einfachen Grund: Derzeit sind 15 Prozent der Wahlberechtigten unter 30 Jahre, mehr als 40 Prozent aber über 60 Jahre. Hofmann plädiert daher für ein Kinderwahlrecht, so könnten Jugendliche ab 14 Jahren wählen. Prof. Jochimsen wiederum schlägt vor, in Kommissionen und Gremien feste Plätze für junge Menschen freizuhalten.