Woran erkennt man Rheuma bei Kindern?

Bei Kindern sind die Symptome für Rheuma nicht immer leicht zu erkennen – Foto: ©New Africa - stock.adobe.com
Dass auch Kinder und Jugendliche Rheuma haben können, ist vielen Menschen gar nicht bekannt. Daher dauert es oft lange, bis die Erkrankung erkannt und in der Folge auch richtig behandelt wird. Dabei ist eine frühe Diagnose wichtig, um die Entwicklung des Rheumas einzudämmen.
Je früher die Therapie startet, desto größer sind die Chancen auf einen Therapieerfolg und sogar eine vollständige Remission der Beschwerden. Um das kindliche Gelenkrheuma, auch bezeichnet als juvenile idiopathische Arthritis (JIA), zu erkennen, sollten Eltern auf bestimmte Anzeichen achten, wie die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie im Vorfeld des diesjährigen Rheuma-Kongresses betont.
Bis zur Diagnose vergeht oft zu viel Zeit
Im Durchschnitt dauert es etwa vier Monate, bis ein Kind mit der Erkrankung bei einem Rheumatologen vorstellig wird. „Innerhalb von Monaten kann es bereits zu nicht umkehrbaren Schädigungen an den Gelenken kommen“, warnt Professor Kirsten Minden, Kinderrheumatologin an der Universitäts-Kinderklinik, Charité, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) und Leiterin der AG Kinder- und Jugendrheumatologie am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) in Berlin.
Besonders in der frühen Erkrankungsphase ist Rheuma jedoch oft schwer zu erkennen. Da vor allem kleine Kinder häufig ihre Schmerzen nicht artikulieren, sollten Eltern darauf achten, ob die Kinder beispielsweise eine Schonhaltung einnehmen oder bestimmte Bewegungen vermeiden. Auch wenn Gelenke - häufig die Knie - ohne Anlass geschwollen sind oder das Kind einen humpelnden Gang hat, kann dies ein Anzeichen für Rheuma sein. Eltern sollten dann unverzüglich einen Kinderarzt aufsuchen. Er hilft dabei, die Symptome einzuordnen und überweist, wenn nötig, an einen Kinderrheumatologen.
Frühzeitige Therapie verspricht größte Behandlungserfolge
Neuste Forschungen und Beobachtungsstudien zeigen, dass eine medikamentöse Therapie der JIA größere Erfolge verspricht, wenn sie bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung beginnt. Daher lautet die Behandlungsempfehlung für Kinder mit rheumatischen Gelenkentzündungen nun, früher als bisher eine Therapie in Erwägung zu ziehen – unter Umständen auch mit Biologika. Das Ziel sollte es sein, in den ersten sechs Behandlungsmonaten eine inaktive Erkrankung zu erreichen. Dahinter steht die Beobachtung, dass ein frühes Krankheitsstadium mit Medikamenten besser beinflussbar ist als ein spätes und frühe Entzündungsprozesse komplett rückbildungsfähig sind.
„Die Wege zum Erreichen einer inaktiven Erkrankung sind allerdings noch nicht ausreichend standardisiert, und frühzeitig zu definieren, welches Kind welche Therapieintensität benötigt, ist noch immer schwierig“, moniert Professor Reinhard Berner, Tagungspräsident beim Rheuma-Kongress von Seiten der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.
Um die Behandlung der Kinder weiter zu standardisieren und zu optimieren, haben Expertengruppen der GKJR für einzelne Rheumaformen mögliche Therapiepfade vorgeschlagen. Wie gut diese im Alltag funktionieren, wird jetzt im Rahmen der bundesweiten Beobachtungsstudie ProKind untersucht. Sie wird vom Innovationsfond des gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.
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