Wie nimmt man Antibiotika richtig ein?

Leitungswasser ist das beste Getränk zur richtigen Einnahme von Antibiotika. Milch und Mineralwasser dagegen können kontraproduktiv sein: Das darin enthaltene Kalzium kann die Wirkung dieser Medikamente verringern. – Foto: ©fizkes - stock.adobe.com
Nicht umsonst hat der schottische Arzt Alexander Fleming den Nobelpreis dafür bekommen, dass er 1928 die keimtötende Wirkung des Penicillins entdeckt hat. Das Jahr der Entdeckung stellt einen Wendepunkt in der Medizin dar: Die Entwicklung von Antibiotika als Medikamentenklasse in den Jahrzehnten danach sorgte dafür, dass schwere Infektionen anders als früher nicht länger zu den Haupttodesursachen gehörten. Jetzt, fast hundert Jahre später, warnt nicht nur die Weltgesundheitsorganisation WHO davor, dass die Menschheit diese Errungenschaft wieder verspielen könnte. Denn die inflationäre Einnahme von Antibiotika in der Humanmedizin beziehungsweise deren kaum kontrollierbare Gabe in der Massentierhaltung führt zu immer mehr Resistenzen.
Zwei Hauptgefahren lauern: Alte Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Lungenentzündung würden plötzlich wieder lebensbedrohlich. Und die Erreger von jüngeren Krankheiten wie Legionellen-Infektionen oder Zecken-Borreliose könnten Antibiotika über kurz oder lang zahnlos machen: denn durch ständige trickreiche Selbstveränderung hebeln sie deren Wirkung aus. Hinzu kommt: In einer globalisierten Welt, in der auch Keime in nie dagewesener Dimension durch die Welt jetten, ist das erst recht eine ernstzunehmende Gefahr.
Antibiotika helfen bei den meisten Infektionen – noch
Derzeit lassen sich die meisten Infektionen noch erfolgreich mit Antibiotika behandeln; nur wenige sind gegen die harten, sogenannten Reserve-Antibiotika resistent. Damit dies so bleibt, müssen alle etwas tun - die Politik genauso wie der Endverbraucher. Die WHO etwa setzt sich inzwischen für einen Stopp der Verwendung von Antibiotika in der Tierproduktion ein. Aber auch Patienten können selbst etwas tun: nämlich Antibiotika richtig einnehmen. „Durch eine verantwortungsvolle Anwendung können Patienten dazu beitragen, dass die Antibiotika ihre Wirkung behalten", sagt Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer.
Antibiotika: Nicht mit Milch einnehmen, niemals ins Abwasser!
Verantwortungsvoller Umgang – der beginnt schon bei scheinbar banalen Dingen: Idealerweise nimmt man die Tabletten mit einem großen Glas Leitungswasser ein, raten Apotheker. Der Grund? Bei einigen Antibiotika ist es wichtig, sie nicht mit Milch oder kalziumreichen Mineralwasser einzunehmen: Das für den Körper lebenswichtige Mineral kann die Wirkung von Antibiotika schmälern. Und die Verantwortung des Patienten reicht bis hin zur Entsorgung: Niemals in die Toilette geben! Die Entsorgung von Antibiotika über das Abwasser trägt die Wirkstoffe in die Umwelt und fördert auch noch draußen in der Natur die Entstehung von Resistenzen. Die WHO hat inzwischen eine Liste mit zwölf Antibiotika-resistenten Bakterien-Familien aufgestellt, die die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen. Gegen diese müssen neue Antibiotika erst noch entwickelt werden. Um diese Form der Resistenzbildung zu verhindern, bieten viele Apotheken die Entsorgung von Arzneimittelresten als freiwilligen Service an. In vielen deutschen Apotheken liegen derzeit auch Flyer aus mit dem Titel „7 Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika". Das Wichtigste daraus im Telegrammstil:
Sieben Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika
- Antibiotika sollten ausschließlich nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden.
- Antibiotika sollten so lange und in der Dosierung eingenommen werden, wie vom Arzt vorgesehen.
- Apotheker informieren Patienten über Wechselwirkungen und geben Einnahmehinweise (Beispiel: Einnahme ohne Milch).
- Reste von Antibiotika sollten nicht aufgehoben oder von Patienten bei der nächsten Infektion auf eigene Faust eingenommen werden.
- Ärztlich verordnete Antibiotika sollten nicht an andere Patienten weitergegeben werden.
- Antibiotika sollten über den Hausmüll entsorgt werden, aber nicht über die Toilette oder das Waschbecken.
- Viele Infektionen können durch einfache Hygienemaßnahmen vermieden werden. Empfehlenswert ist beispielsweise auch eine Grippeimpfung.
(Quelle: ABDA)
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