
Wespen, Bienen und Hornissen gehören zu den stechenden Insekten. – Foto: ©Westwind - stock.adobe.com
Moskitos, Flöhe und Co. beißen, Bienen, Wespen und Hornisse stechen. Insektenstiche können dabei gravierendere Folgen haben als Insektenbisse. In der Fachzeitschrift hautnah Dermatologie erklären die Allgemeinmediziner Dr. Johannes Just und Prof. Klaus Weckbecker wie man sie am besten behandelt.
Moskitos, Flöhe, Bettwanzen und Kriebelmücken haben das Ziel, menschliche Blutbestandteile aufzunehmen. Dabei injizieren sie Speichel in die Wunde. Dieser enthält für den Menschen allergene Substanzen. Die lösen eine lokale Abwehrreaktion aus.
Wie man Insektenbisse am besten behandelt
Meistens kommt es nach Insektenbissen nur zu begrenzten lokalen Irritationen mit Rötung und Schwellung, manchmal aber auch zu ausgedehnten lokalen Reaktionen. Bei der Erstversorgung bietet sich eine Säuberung mit Leitungswasser und Seife sowie lokale Kühlung an. Bei starkem Juckreiz eignen sich schwach wirksame Kortisonsalben oder orale Antihistaminika wie Cetirizin zur symptomatischen Therapie.
Schwere lokale Reaktionen manifestieren sich als ausgedehnte Rötung und Schwellung und können die Betroffenen sehr beunruhigen. Auch leichtes Fieber und Krankheitsgefühl sind möglich. Schwellung und Rötung entwickeln sich rasch und nehmen für etwa acht bis zwölf Stunden zu und verschwinden nach drei bis zehn Tagen wieder.
Ausgedehnte Rötung mit Hautinfektion zu verwechseln
Neben mittelstark wirksamen topischen Kortikoiden und oralen Antihistaminika kann in besonders schweren Fällen auch ein orales Glukokortikoid verabreicht werden. Dabei bietet sich eine Dosis von 1 mg Prednisolon/kg Körpergewicht an, aber nicht mehr als 50 mg pro Tag.
Bei großflächigen Rötungen seien Verwechslungen mit einem Erysipel häufig - einer großflächigen Streptokokken- Infektion der Haut. Unterscheiden lassen sich die Diagnosen anhand der Zeit, die zwischen Biss und Beschwerdebeginn vergangen ist. Während es bei der schweren Lokalreaktion auf den Insektenbiss meist nur Minuten bis wenige Stunden dauert, bis die Beschwerden beginnen, sind es beim Erysipel Tage.
Eine sekundäre Superinfektion der Bissstelle im Behandlungsverlauf ist jedoch immer möglich. Der Patient sollte diesbezüglich aufgeklärt werden. Systemische allergische Reaktionen auf Insektenbisse sind unüblich, aber treten gelegentlich auf.
Wie man Insektenstiche am besten behandelt
Typische Verursacher von Insektenstichen sind Bienen, Wespen oder Hornissen. Sie sind - im Gegensatz zu Bissen - ein Instrument der Selbstverteidigung und beinhalten Giftinjektionen. Sie sind meist harmlos, können aber auch lebensgefährliche anaphylaktische Reaktionen hervorrufen. Lokale Reaktion auf einen Stich sind Rötungen, Schwellungen und Schmerzen.
Wie man sie am besten behandelt: Da die Giftinjektion einige Sekunden andauert, ist es ratsam, das Insekt beziehungsweise den Stachel mit Giftsack so schnell wie möglich von der Haut zu schnippen. Danach sollte die betroffene Stelle mit Wasser und Seife gereinigt und gekühlt werden. Falls eine Extremität betroffen ist, kann diese hochgelagert werden.
Schmerzmittel wie Ibuprofen können helfen
NSAR wie Ibuprofen sind zur Schmerzlinderung geeignet. Im Falle einer sehr starken Schwellung kann ein stark wirksames topisches Kortikoid aufgetragen oder Kortison oral verabreicht werden. Auch hier schlagen die Experten 1 mg Prednisolon/kg Körpergewicht, aber nicht mehr als 50 mg pro Tag als Dosis vor.
Bakterielle Superinfektionen sind selten, aber möglich. Häufiges Kratzen an der Einstichstelle sollte unbedingt vermieden werden. Gegen den Juckreiz können Antihistaminika oral verabreicht werden.
Anaphylaktische Reaktion in 3 Prozent der Fälle
Systemische anaphylaktische Reaktionen auf Insektenstiche sind gefürchtet und treten bei bis zu 3 Prozent aller Stiche auf. Zu den typischen Symptomen zählen Urtikaria, Flush und Angioödem, Heiserkeit, inspiratorischer Stridor und spastische Atemgeräusche sowie Schwindel, Blutdruckabfall und Schock
Während bei Kindern meist die Hautsymptome im Vordergrund stehen, sind bei Erwachsenen kardiovaskuläre und respiratorische Beschwerden führend. Todesfälle sind daher bei Erwachsenen häufiger. Meistens entwickelt sich die Symptomatik rasch nach dem Stich. Je schneller die Symptome beginnen, desto schwerer ist die Reaktion.
Körper nach weiteren Insekten absuchen
Im Rahmen der Erstversorgung sollte bei Erwachsenen 0,3 - 0,5 mg Adrenalin intramuskulär verabreicht werden. Dies kann alle 5 bis 15 Minuten (zur Not auch früher) wiederholt werden. Auch lohnt es sich, die Kleidung und Haut des Patienten nach weiteren Insekten abzusuchen und diese zu entfernen.
Parallel sollte der Notarzt alarmiert und der Patient in Schocklagerung gebracht werden. Der Notarzt kann einen Zugang legen und schnell eine Kochsalzlösung infundieren. Auch zusätzliche Sauerstoffgabe und Vernebelung des Asthma-Mittels Salbutamol kann hilfreich sein. Als Adjuvanzien können H1- und H2-Antihistaminika sowie Kortison intravenös verabreicht werden.
Lebensgefahr: Sofort Adrenalin intramuskulär spritzen
"Adrenalin intramuskulär ist Mittel der ersten Wahl beim allergischen Schock", betonen die Mediziner. In der Praxis stehe oft die intravenöse Gabe von Kortison und Antihistaminika an erster Stelle. Doch das sei geradezu lebensgefährlich. Beide Substanzen haben keinen primär lebensrettenden Effekt und entfalten ihre Wirkung erst nach 30 bis 60 Minuten. Im Falle eines anaphylaktischen Schocks ist das zu spät.
Adrenalin hingegen wirkt im Vergleich rasch und effektiv und bessert alle Symptome des anaphylaktischen Schocks. Daher sollte es primär angewandt werden, vor allem bei Blutdruckabfall und Atemwegsbeschwerden. Die empfohlene Applikationsstelle für Adrenalin intramuskulär ist der mittlere Bereich des Oberschenkels. Die Sorge vieler Ärzte, dass Adrenalin gefährliche kardiovaskuläre Nebenwirkungen auslösen kann, ist nur begründet, wenn Adrenalin unverdünnt intravenös verabreicht wird.
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