Wie finden psychisch Kranke zurück in den Job?

Rat für Job-Rückkehrer mit psychischen Erkrankungen: Probleme offen ansprechen – Foto: contrastwerkstatt - Fotolia
Offen mit der Erkrankung umgehen, mutig sein, sagt Katrin Zeddies als Betroffene. Die „trockene Borderlinerin“ arbeitet heute als Psychologin. Für sie sind regelmäßige Reflektions-Gespräche mit ihrem Arbeitgeber wichtig. Auch kann es helfen, Home Office-Zeiten zu erbitten, wo die Arbeit in einer ruhigeren Umgebung erledigt werden kann. Das setzt natürlich das Vertrauen des Arbeitgebers und der Kollegen voraus.
Die „Schonhaltung“ aufgeben, meint auch Janine Berg-Peer, Mutter einer an Schizophrenie erkrankten Tochter und Selbsthilfe-Aktivistin. Eine Ärztin riet ihrem Kind, sich erst mal zu erholen und etwas zu töpfern. Das sei kontraproduktiv. Ihre Tochter, die bereits eine Erwerbsminderungsrente erhielt, hat mittlerweile eine Ausbildung gemacht – und arbeitet. Wenn es hakt, ruft sie die Mutter an. Vielleicht etwas häufiger als andere. „Aber Coaching im neuen Job brauchen auch kerngesunde, hochkompetente Menschen“, sagt Berg-Peer, die lange als Outplacement-Beraterin tätig war.
Psychisch krank zurück in den Job: Offen sein
Job-Rückkehrer sollten etwaige Probleme klar ansprechen, empfiehlt Michael Schweiger, Leiter des Hamburger Arbeitsintegrationsnetzwerkes. Das kostet Mut, nicht überall wird offen kommuniziert. Doch der neue Umgang kann die Atmosphäre verändern und auf lange Sicht die Firmenkultur für alle verbessern, meint DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth.
Schon während der stationären Behandlung ist ein Wiedereinstieg in die Arbeitswelt möglich, das hat Pegasus-Chef Friedrich Kiesinger erfolgreich erprobt. Die Berliner Firma bietet Dienstleistungen an und beschäftigt Köche, Maler, Gebäudereiniger. Einige Mitarbeiter begannen bereits in der Klinik, dort zu malern.
Inklusion-Kompass für psychisch Kranke gefordert
Sehr hilfreich ist ein Job-Coach, eine beratende Begleitung für die Wiedereinsteiger. Doch Patienten und Angehörigen fehlen oft Informationen über die vielfältigen Maßnahmen, die Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen die Rückkehr in den Job erleichtern sollen. Einen „Inklusions-Kompass“ forderte daher zum Abschluss Ulf Fink, Vorsitzender des Vereins Gesundheitsstadt Berlin.
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