Wie Alkohol das Gehirn von Jugendlichen zerstört

Jung und schon betrunken: Die Spätfolgen fürs Gehirn sind durchaus absehbar – Foto: ©runzelkorn - stock.adobe.com
Mehr als jeder zehnte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren hat sich im letzten Monat mindestens einmal in den Vollrausch getrunken. Bei den 18- bis 25-jährigen ist es sogar jeder dritte. Das geht aus einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor. Viele dürften nicht ahnen, was sie sich bzw. ihrem Gehirn damit antun. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) kommt nun zu erschreckenden Ergebnissen. Jugendliche und junge Erwachsene, die sich regelmäßig in den Vollrausch trinken, zeigen demnach Entwicklungsrückstände in verschiedenen Hirnregionen. „Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen reift das Gehirn noch, vor allem in den Regionen, die die sozialen Kompetenzen steuern“, erklärt DGKN-Sekretär Professor Otto Witte. „Wer in dieser wichtigen Entwicklungsphase regelmäßig viel Alkohol trinkt, kann sein Gehirn nachhaltig schädigen.“
Weniger weiße Substanz – weniger Vernetzung von Hirnzellen
Für ihre Untersuchung hatten die Wissenschaftler mehrere Studien ausgewertet, in denen die Gehirne von trinkenden und abstinenten Jugendlichen mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) miteinander verglichen wurden. Als starker Trinker galt dabei, wer bei einem Anlass mindestens vier alkoholische Getränke innerhalb von zwei Stunden konsumierte. Anhand der fMRI-Aufnahmen waren beide Gruppen leicht zu unterscheiden: Bei den trinkenden Jugendlichen war das Gesamtvolumen der Großhirnrinde und des Kleinhirns geringer. Das bedeutet: Sie hatten weniger weiße Substanz als die Nichttrinker; ihre Hirnzellen waren also weniger stark miteinander vernetzt.
Reaktionen wie bei Alkoholabhängigen
Auch im Verhalten zeigten sich große Unterschiede, wie weitere Tests zeigten. Trinkende Jugendliche reagierten öfter impulsiv und zeigten eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Altersgenossen, die nur wenig Alkohol tranken. Sie schnitten außerdem schlechter ab, wenn es darum ging, neue Vokabeln zu lernen. Mädchen und junge Frauen, die regelmäßig tranken, taten sich schwerer beim räumlichen Denken. Ebenso alarmierend: In einigen Studien zeigten die Forscher den Teilnehmern Bilder von Alkohol. Bei den Trinkern entdeckten sie eine starke Reaktion im Belohnungssystem des Gehirns, wie man sie auch bei Alkoholabhängigen findet.
Neurologe Witte vom Universitätsklinikum Jena: „Viele Eltern haben Angst, dass Jugendliche durch Alkohol zu risikobereitem Verhalten neigen, sich verletzen und im Krankenhaus landen. Doch während Trunkenheitssymptome wie Sprach- oder Koordinationsprobleme am nächsten Morgen verschwunden sind, bleiben die nachhaltigen Hirnschäden oft unbemerkt“. Regelmäßige Alkoholexzesse seien zwar in jedem Alter gefährlich. Mit Blick auf ihre Zukunft sollten aber vor allem die jungen sich auf keinen Fall betrinken.
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