Weniger Delir nach Operation: Studie zeigt gute Ergebnisse für Präventionsprogramm

Nach chirurgischen Eingriffen erlebt etwa jeder fünfte älteren Mensch einen Delirzustand – Foto: © Adobe Stock/ Robert Kneschke
Ältere Menschen sind besonders gefährdet, nach einer Operation einen Delirzustand zu erleiden. Sie sind verwirrt, orientierungslos dämmern vor sich hin und sind nicht ganz bei sich. Je nach Alter des Patienten und Ausmaß des Delirs kann dieser Zustand dauerhaft zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.
Jetzt wurde in einer Studie mit knapp 1.500 frisch operierten Patienten ein neues Interventionsprogramm zur Delirprävention getestet. Die Auswertung zeigt ein erfreuliches Ergebnis: „Die PAWEL-Studie konnte zeigten, dass unsere strukturierte, nicht-pharamakologische Intervention eine sichere und effektive Präventionsmaßnahme ist, um das Auftreten von postoperativen Delirien bei Älteren zu reduzieren“, sagt Prof. Michael Rapp von der Universität Potsdam.
Gezielte Aktivierung der Patienten
Das Präventionsprogramm nennt sich AKTIVER und verfolgt einen multiprofessionellen Ansatz: Alle an der Patientenbehandlung beteiligten Berufsgruppen wurden geschult. Zudem wurden psychogeriatrische Fachkräfte eingesetzt, die die Interventionen anleiteten und überwachten. Auch die Krankenhausumgebung wurde den besonderen Bedürfnissen der Patienten angepasst. Es wurden zum Beispiel Uhren im Krankenzimmer aufgehängt, Boxen mit Seh- und Hörhilfen aufgestellt oder für Sturzprophylaxe gesorgt. Delir-Helfer untersützten die Patineten mit begleiteten Mahlzeiten, Orientierungstraining und gezielter Aktivierung.
Delirrisiko reduziert
Die Studie zeigt, dass sich mithilfe der Intervention das Delirrisiko deutlich mindern lässt. Nur Patienten, die sich einem herzchirurgischen Eingriff unterziehen mussten, sprachen nicht auf die Intervention an. Auch die Anzahl an Tagen mit Delir konnte durch die Intervention signifikant gesenkt werden. „Dass wir die Wirksamkeit der Intervention nachweisen konnten, ist ein großer Erfolg“, sagt Rapp. Schon jetzt werde das AKTIVER-Programm in einigen Fachkliniken in Deutschland angewendet, zum Beispiel in Bielefeld und in Stuttgart. „Wünschenswert wäre es, die Durchführbarkeit und Wirksamkeit der Intervention nun auch in kleineren, nicht-akademischen Krankenhäusern etwa in ländlichen Regionen zu erforschen.“
AKTIVER wurde im Rahmen der PAWEL-Studie entwickelt. Neben der Universität Potsdam nahmen daran mehrere Universitätskliniken und weitere Krankenhäuser teil. Die Studienergebnisse sind soeben im Fachblatt „JAMA Surgery“ erschienen.