Welchen Einfluss Corona auf die Versorgung von Krebspatienten hatte

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Das Robert Koch-Institut (RKI) hat jetzt untersucht, welchen Einfluss Corona auf die Versorgung von Krebs-Patienten hatte. Außerdem gibt es einen Überblick über die häufigsten und tödlichsten Krebsarten in Deutschland.
Im Januar 2020 trat der erste Corona-Fall in Deutschland auf, am 11. März wurde die Pandemie ausgerufen. Zeitweise wurden Operationen und sonstige Eingriffe im stationären Bereich abgesagt, um die vorhandenen Kapazitäten für Covid-19-Patienten freizuhalten. Das wirkte sich auch auf das Krebs-Geschehen aus.
Krebs-Behandlungen in der Klinik gingen zurück
In den Krankenhäusern ging die Zahl stationärer Behandlungsfälle wegen einer Krebsdiagnose während der ersten und zweiten SARS-CoV-2-Infektionswelle um 2 Prozent und 10 Prozent gegenüber den jeweiligen Vorjahreszeiträumen zurück. Es gibt Hinweise, dss vor allem Personen in der Altersgruppe über 75 Jahre seltener aufgrund einer Krebserkrankung im Krankenhaus behandelt wurden
In der ambulanten Krebs-Behandlung wurdem nur geringfügig weniger Krebspatienten ärztlich betreut (minus 0,7 Prozent). Bei der Früherkennung gab es im Vergleich zu 2019 neun Prozent weniger Mammographie-Screening-Untersuchungen und 20 Prozent weniger Hautkrebs-Untersuchungen. Beim Darmkrebs-Screening (Koloskopie) gab es ein Plus um 2 Prozent.
Krebsneudiagnosen gingen zurück
Auswertungen deutscher und europäischer Krebsregister zeigen, dass mit dem ersten Anstieg der Covid-19-Fallzahlen im Frühjahr 2020 die Zahl von Krebsneudiagnosen gegenüber den Vergleichswerten des Vorjahres zurückging. Ergebnisse aus Belgien belegen einen Rückgang der Krebsneudiagnosen um insgesamt 6 Prozent. Letzterer fällt in den hohen Altersgruppen besonders deutlich aus.
Das Deutsche Kinderkrebsregister verzeichnete dagegen im Jahr 2020 teilweise deutliche Zunahmen der Inzidenzraten gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 bis 2019. Zu den möglichen Ursachen kann noch keine abschließende Aussage getroffen werden, heißt es weiter in dem Bericht des RKI.
Einfluss von Corona auf Versorgung von Krebspatienten
Welchen Einfluss Corona auf die Versorgung von Krebspatienten hatte, lässt sich anhand dieser Zahlen belegen. Die Auswirkungen verzögerter diagnostischer Abklärungen und Therapien, beispielsweise auf die Stadienverteilung bei der Diagnose oder auf die Mortalität, werden erst im Lauf der Zeit beurteilt werden können, so das RKI. Bundesweite Daten für die Pandemiejahre 2020 und 2021 gibt es voraussichtlich im Frühjahr 2023.
Was feststeht: Krebspatienten sind anfälliger für einen schweren Covid-19-Verlauf. Besonders hoch ist die 19-Sterblichkeit bei Menschen mit einer kürzlich diagnostizierten, progressiven oder weit fortgeschrittenen Krebserkrankung sowie bei Menschen mit hämatologischen Neubildungen.
Häufigste und tödlichste Krebserkrankungen
Auch die häufigsten und die tödlichsten Krebserkrankungen in Deutschland hat das Robert Koch-Institut auf Basis von Daten aus 2017 und 2018 aufgelistet. Danach zählen bei den Frauen Brustkrebs (30 Prozent), Darmkrebs (11,5 Prozent), Lungenkrebs (9,4 Prozent), Melanom (4,7 Prozent), Gebärmutterkrebs (4,7 Prozent) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (3,9 Prozent) zu den häufigsten Tumorarten. Bei den Männern sind es Prostatakrebs (24,6 Prozent), Lungenkrebs (13,3, Prozent), Darmkrebs (12,8 Prozent), Blasenkrebs (5,1 Prozent), Melanom (4,5 Prozent) und Non-Hodgkin-Lymphom (3,8 Prozent).
Bei den tödlichsten Tumorarten gibt es weniger Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei Frauen sind es Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei den Männern sind es Lungenkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Mehr Krebserkrankungen in Deutschland
Die Zahl der Krebserkrankungen ist insgesamt gestiegen. 2019 lag die Diagnoseprävalenz bei 5,2 Prozent für alle Krebserkrankungen ohne den hellen Hautkrebs. 2010 waren es noch 4,1 Prozent. Vor allem ältere Menschen erkranken an Krebs. Das belegen Daten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland.