
Die Behandlung von Kopfläusen erfordert Geduld und Sorgfalt – Foto: Herby ( Herbert ) Me - Fotolia
Der Befall mit Kopfläusen ist die häufigste Parasitenerkrankung im Kindesalter. Läuse können nicht fliegen und auch nicht springen und werden daher wirklich nur aus nächster Nähe, von Haar zu Haar, übertragen und auch nur von Mensch zu Mensch. Weil Kinder jedoch häufig ihre Köpfe beim Spielen zusammenstecken, gibt es immer wieder Ausbrüche in Kitas oder Schulen. Die Befürchtung, man könne auch durch Kopfpolster in Bussen und Bahnen mit Läusen angesteckt werden, ist jedoch ebenso grundlos wie die Annahme, dass eine Übertragung durch Haustiere erfolgen kann. Auch Mützen sind höchstens in Einzelfällen eine Ansteckungsquelle. Denn getrennt von ihrem menschlichen Wirt sterben Kopfläuse innerhalb von zwei bis drei Tagen, und bereits nach wenigen Stunden sind sie nicht mehr infektiös.
Für die Betroffenen ist ein Befall mit Kopfläusen ausgesprochen lästig, denn die Läuse saugen alle zwei bis drei Stunden Blut und können dabei hochrote, oft stark juckende Stichstellen hinterlassen. Eine noch größere Belastung stellt aber häufig die Scham dar, denn immer noch bedeutet für viele Menschen der Befall mit Kopfläusen ein Stigma. Dabei hat die Parasitenerkrankung mit mangelnder Hygiene nichts zu tun. „Jedes Kind und jeder Erwachsene kann sich irgendwoher eine Laus einfangen, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche“, erklärt der Würzburger Kinder- und Jugendarzt Professor Johannes Liese, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kindergesundheit. Die Stiftung hat nun Ratschläge zum Umgang mit den unliebsamen Parasiten gegeben.
Kombination aus mechanischer und chemischer Behandlung am wirksamsten
Zum Auffinden der Läuse muss das Haar systematisch Strähne für Strähne gekämmt werden. Dabei sollte der Kamm so geführt werden, dass er von der Kopfhaut aus fest zu den Haarspitzen heruntergezogen wird. Besonders geeignet, um die Läuse oder Nissen, die weißlichen leeren Eihüllen, zu erfassen, sind spezielle Läuse-Kämme, deren lange Zinken nicht mehr als 0,2 bis 0,3 mm voneinander entfernt sind. Nach jedem Kämmen sollte der Kamm sorgfältig nach Läusen untersucht und diese entfernt werden.
Zusätzlich sollte ein Läusemittel benutzt werden. Das Ziel der Therapie ist es, sowohl geschlechtsreife Läuse als auch ihre Larven wirksam abzutöten. Das Robert-Koch-Institut Berlin empfiehlt die Kombination von nassem Auskämmen und Insektiziden nach folgendem Schema:
Tag 1: mit einem Insektizid behandeln und anschließend nass auskämmen
Tag 5: mit einem Läusekamm nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil sind
Tag 8, 9 oder 10: erneut mit dem Insektizid behandeln, um spät geschlüpfte Larven abzutöten
Tag 13: durch nasses Auskämmen den Behandlungserfolg kontrollieren
Tag 17: eventuell letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen
Nach der sachgerechten Anwendung eines zugelassenen Mittels ist eine Weiterverbreitung auch bei noch vorhandenen Nissen nicht mehr zu befürchten, erklärt Professor Liese. Wird das befallene Kind mit einem der zugelassenen Läusebehandlungsmitteln nach dem obenstehenden Schema behandelt, darf es am Tag darauf wieder in die Kita oder zur Schule, selbst wenn noch Nissen sichtbar sein sollten.
Insektizide vorsichtig anwenden
Die Insektizide sollten allerdings streng nach Vorschrift verwendet werden, da sie Allergien und Hautirritationen auslösen können. Zudem besteht das Risiko, dass sich unter den Läusen Resistenzen entwickeln und die Mittel in vielen Fällen nicht mehr wirken. Eine andere, nicht chemische Wirkungsweise haben Läusemittel, die synthetische Silikonöle (Dimeticone) enthalten. Diese verkleben die winzigen Atemöffnungen der Läuse und töten damit die Insekten ab. Dimeticone gelten als ungiftig, sind jedoch extrem leicht entflammbar. Daher müssen die Haare nach dem Auftragen unbedingt von offenen Flammen wie Zigaretten, Gasboilern oder Kerzen sowie von starken Wärmequellen wie heißen Haartrocknern ferngehalten werden.
Als „natürliche“ Mittel gegen Kopfläuse werden Produkte aus Kokosöl, Teebaumöl oder Neem-Extrakten angeboten. Ihre Wirksamkeit ist jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend nachgewiesen, wie Liese betont. Ganz gleich jedoch, welche Mittel benutzt werden: Babys und kleine Kinder sollten nur unter Anleitung eines Kinder- und Jugendarztes behandelt werden, betont die Stiftung Kindergesundheit.
Kindergarten oder Schule informieren
Eltern sind nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) verpflichtet, den Kindergarten oder die über den Kopflausbefall zu informieren. Auch andere Personen, die in letzter Zeit engen Kontakt mit dem Kind gehabt haben, zum Beispiel Nachbarn oder Sportkameraden, sollten informiert werden.
Damit die Plage nicht nach kurzer Zeit erneut losgeht, sollten auch die Köpfe der übrigen Familienmitglieder nach den Parasiten abgesucht werden, so die Stiftung Kindergesundheit. Zudem sollten die persönlichen Gegenstände der Familie einer Temperatur von über 50 Grad ausgesetzt werden - auch wenn eine Übertragung auf diesem Wege unwahrscheinlich ist. Zur Sicherheit ist es jedoch ratsam, Bürsten, Haarschmuck und Kämme in heißem Wasser zu baden sowie Wäsche, Handtücher, Mützen, Schals und Kopftücher bei 60 Grad zu waschen. Größere Reinigungsaktionen in der Wohnung sind dagegen unnötig.
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