
Winterblues muss nicht sein. Manchmal hilft es schon, sich den veränderten Bedingungen anzupassen.
Es wird kaum noch hell draußen, die Sonne lässt sich manchmal tagelang nicht blicken und es ist windig und kalt: Gerade hierzulande zeigt sich der Winter oft von dieser ungemütlichen Seite. Darauf reagieren viele Menschen mit Müdigkeit und Lustlosigkeit. Doch nicht nur das Wetter ist an der gedrückten Stimmung schuld, auch der Hormonhaushalt trägt dazu bei. Denn durch die fehlende UV-Strahlung der Sonne schüttet der Körper vermehrt Melatonin aus, und das macht müde und antriebslos. Herbst- oder Winterblues – je nach Jahreszeit – wird dieses Phänomen häufig genannt. Experten sprechen auch von einer saisonal abhängigen Depression (Seasonal Affective Disorder, SAD).
Entschleunigung annehmen
"Wir sind es nicht mehr gewohnt, den Jahreszeiten entsprechend zu leben. Nicht ohne Grund machen andere Lebewesen einen Winterschlaf und ziehen sich in ihre Höhlen zurück“, erklärt Katja Mierke, Psychologieprofessorin an der Hochschule Fresenius im Fachbereich Wirtschaft & Medien in Köln. Sie rät, zunächst die veränderten Bedingungen zu akzeptieren. Auch diene die Herbst- und Winterzeit der Entschleunigung. „Wir sollten uns – wie die Natur – auch mal Ruhe gönnen, um neue Kraft für den nächsten Frühling zu tanken“, so die Psychologin.
Licht, Bewegung und Wärme helfen gegen Winterblues
Neben einer gewissen Akzeptanz gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, mit den veränderten Temperatur- und Lichtbedinungen umzugehen. Die besten Rezepte gegen Winterblues bzw. SAD lassen sich so zusammenfassen: Licht, Bewegung, Wärme und gesunde Ernährung.
Vor allem Licht hat sich als sinnvoll bei der Bekämpfung der Winterdepression erwiesen. Dabei können auch spezielle Lichttherapielampen zum Einsatz kommen. Sie helfen Studien zufolge bei SAD, aber auch bei nicht-saisonaler Depressionen. Bewegung ist ein weiterer wichtiger Pfeiler, um den Winterblues vorzubeugen. So bringt ein morgendlicher Spaziergang den Kreislauf in Schwung und belebt die Stimmung. Zugleich wird damit auch Licht getankt, was dem Körper signalisiert: Der Tag beginnt.
Berührungen als Stimmungsaufheller
Zwei weitere wichtige Faktoren sind erst seit kürzerer Zeit in den Fokus der Forschung geraten: Wärme und Berührung. Haptik-Forscher Dr. Martin Grunwald erklärt: „Wärme, Bewegung und regelmäßiger Körperkontakt können die Stimmung deutlich aufhellen.“ Schon eine zehnminütige Massage pro Tag könne dem Winterblues entgegenwirken.
Der Grund: In keinem anderen Sinnesorgan befinden sich so viele Rezeptoren wie in der Haut. Diese Rezeptoren werden vor allem durch leichte Berührungen stimuliert. „Durch Berührungsreize werden biochemische und bioelektrische Prozesse im Gehirn ausgelöst“, erklärt Grundwald. „Daraufhin werden bestimmte Hormone und Neurotransmitter ausgeschüttet und gebildet, die die Hirnaktivität beeinflussen und den körperlichen Zustand positiv verändern.“
Gesunde Ernährung kann helfen
Beeinflussen lässt sich die Stimmung auch durch die Ernährung. Sie sollte möglichst reich an Nähr- und Mineralstoffen sein. Neben Vollkornprodukten gelten Bananen, Ananas oder Kiwis als Gute-Laune-Macher. Aber auch ätherische Öle wie sie beispielsweise in typischen Weihnachtsgewürzen wie Nelken oder Zimt vorhanden sind, wirken nachgewiesenermaßen antidepressiv.
Bei wem all diese Maßnahmen nichts nützen und wer dauerhaft unter einem Stimmungstief leidet, das mit Grübeln, Schlafstörungen und negativen Gedanken einhergeht, sollte sich ärztliche Hilfe suchen. In diesem Fall kann eine ernsthafte Depression dahinterstecken, die medikamentös und psychotherapeutisch behandelt werden sollte.
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