Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Was hilft am besten gegen Läuse?

Sonntag, 17. September 2017 – Autor:
Was hilft am besten gegen Läuse? Über ihre Lebensweise und die beste Methode, sie wieder los zu werden, berichtet ein Experte der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Kopflaus

Junge Kopflaus nach der Mahlzeit. Ihr Darm ist mit Blut gefüllt. – Foto: ©pridannikov - stock.adobe.com

Die Fachzeitschrift dermatologie hautnah beschäftigt sich in der Ausgabe 4/17 ausführlich mit der Kopflaus. Ein Charité-Experte schildert die Lebensweise des nur den Menschen bewohnenden Parasiten und die beste Methode, Läuse wieder loszuwerden.

Kopfläuse benötigen alle zwei bis drei Stunden Blut. Sie können außerhalb des menschlichen Kopfes nur kurze Zeit überleben. Fallen sie vom Kopf, sind sie nach wenigen Stunden so dehydriert, dass sie keinen Speichel mehr produzieren und deshalb kein Blut mehr saugen können, erläutert Prof. Hermann Feldmeier vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

Speichel der Läuse löst Immunantwort aus

Um Blut aus den Haargefäßen saugen zu können, injizieren Läuse Speichel in die Kopfhaut. Bestandteile des Speichels rufen eine Immunantwort vom verzögerten Typ hervor. Diese manifestiert sich in Form stark juckender Papeln oder Quaddeln. Beim Erstbefall mit Pediculosis capitis treten die Symptome an der Kopfhaut nach vier bis sechs Wochen, bei einem erneuten Befall nach 24 - 48 Stunden auf. Symptome entwickeln sich nur bei 14 - 36 Prozent der Betroffenen.

Da sich beim Erstbefall die Symptome erst nach einiger Zeit zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Patient die Parasiten bereits vor der Diagnose auf andere Personen in Familie, Kindergarten oder Schulklasse übertragen hat. In einer Familie sind meist mehrere Kinder und auch Erwachsene befallen.

Desinfektion von Kissen und Kuscheltieren überflüssig

Personen sind ansteckend, sobald sie ausgewachsene Läuse auf ihrem Kopf haben. Die Übertragung erfolgt durch Haar-zu-Haar-Kontakt. Kopfläuse wandern rasch von einem Kopf auf den anderen. Systematische Untersuchungen haben gezeigt, dass Kopfbedeckungen und Bettwäsche für die Übertragung keine Rolle spielen.

Selbst bei schwer befallenen Kindern mit mehr als hundert Kopfläusen ließ sich nach dem Verlassen des Bettes nur in Einzelfällen eine Kopflaus auf dem Kopfkissen nachweisen. Die aufwändige Reinigung und Desinfektion von Textilien wie Mützen, Bettwäsche oder Kuscheltieren ist also unnötig, schreibt der Experte weiter.

Mediziner rät zu physikalisch wirkenden Läusemitteln

Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen. Das erklärt sich der Autor durch ein geschlechtsspezifisches Verhalten, das zu häufigeren und längeren Haar-zu-Haar-Kontakten führt  – etwa bei den bei Teenagern beliebten Selfies.

Da in Mitteleuropa Kinder meist weniger als zehn Kopfläuse haben, kann die Diagnose eines akuten Befalls nur durch die Methode des feuchten Auskämmens gestellt werden. Vom Einsatz toxisch wirkender Läusemittel zur Behandlung rät der Mediziner ab. Die Ergebnisse seien nicht zufriedenstellend, und es hätten sich bereits resistente Parasitenpopulationen gebildet. Er empfiehlt physikalisch wirkende Substanzen auf Silikonöl-Basis (Dimeticon).

So leben Läuse: Atemsystem macht sie anfällig

Die Wirkung der Dimeticone tritt rasch ein. Und sie werden nach dem Aufbringen auf die Kopfhaut nicht absorbiert. Die synthetischen Silikonöle machen sich das simpel aufgebaute Atemwegssystem der Läuse zunutze: Kopfläuse haben an jeder Längsseite sieben Atemöffnungen (Stigmen) mit einem Durchmesser von etwa 10 Mikrometern, die in winzige Röhren übergehen. Über diese Luftröhren werden die Organe der Laus mit Sauerstoff versorgt. Die sich in den Eiern entwickelnden Laus-Embryonen beziehen ihren Sauerstoff über Öffnungen von wenigen Mikrometer Durchmesser im Deckel der Eihülle.

Die Dimeticone breiten sich nun rasch über den Chitinkörper der Laus - oder auch über die Eihülle - aus, dringen in das Atemwegssystem ein und verdrängen den Sauerstoff, den der Parasit zum Atmen benötigt. Bei Dimeticonen, die eine hohe Wirkung gegen erwachsene Läuse und die Eier haben, ist eine zweite Behandlung nach acht bis zehn Tagen überflüssig, erklärt Feldmeier.

Eltern müssen Läusebefall an Kita oder Schule melden

Die Pediculosis capitis ist eine eingeschränkt meldepflichtige Erkrankung. Wird von Eltern oder vom Kinderarzt die Diagnose gestellt, müssen diese die Einrichtung (Kindergarten, Schule) informieren. Die Leitung der Einrichtung muss dann das zuständige Gesundheitsamt benachrichtigen. Die Eltern müssen der Einrichtung dann wiederum bestätigen, dass sie den Kopflausbefall regelgerecht behandelt haben. bevor das Kind wieder Kita oder Schule besuchen darf.

Foto: pridannikov/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Kinderheilkunde

Weitere Nachrichten zum Thema Parasiten

16.05.2017

Ob Maki, Nigiri oder Sashimi, der Verzehr von Sushi ist zunehmend beliebt. Doch der in den japanischen Reisröllchen verarbeitete rohe Fisch kann einen parasitären Fadenwurm enthalten, der krank macht.

20.08.2017

Viele Menschen glauben, es gebe sie in Deutschland nicht mehr: Bettwanzen. Doch die Plagegeister sind wieder auf dem Vormarsch, auch hierzulande. Ihre Bisse sind sehr unangenehm und verursachen quälenden Juckreiz.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin