
Junge Kopflaus nach der Mahlzeit. Ihr Darm ist mit Blut gefüllt. – Foto: ©pridannikov - stock.adobe.com
Die Fachzeitschrift dermatologie hautnah beschäftigt sich in der Ausgabe 4/17 ausführlich mit der Kopflaus. Ein Charité-Experte schildert die Lebensweise des nur den Menschen bewohnenden Parasiten und die beste Methode, Läuse wieder loszuwerden.
Kopfläuse benötigen alle zwei bis drei Stunden Blut. Sie können außerhalb des menschlichen Kopfes nur kurze Zeit überleben. Fallen sie vom Kopf, sind sie nach wenigen Stunden so dehydriert, dass sie keinen Speichel mehr produzieren und deshalb kein Blut mehr saugen können, erläutert Prof. Hermann Feldmeier vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Speichel der Läuse löst Immunantwort aus
Um Blut aus den Haargefäßen saugen zu können, injizieren Läuse Speichel in die Kopfhaut. Bestandteile des Speichels rufen eine Immunantwort vom verzögerten Typ hervor. Diese manifestiert sich in Form stark juckender Papeln oder Quaddeln. Beim Erstbefall mit Pediculosis capitis treten die Symptome an der Kopfhaut nach vier bis sechs Wochen, bei einem erneuten Befall nach 24 - 48 Stunden auf. Symptome entwickeln sich nur bei 14 - 36 Prozent der Betroffenen.
Da sich beim Erstbefall die Symptome erst nach einiger Zeit zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Patient die Parasiten bereits vor der Diagnose auf andere Personen in Familie, Kindergarten oder Schulklasse übertragen hat. In einer Familie sind meist mehrere Kinder und auch Erwachsene befallen.
Desinfektion von Kissen und Kuscheltieren überflüssig
Personen sind ansteckend, sobald sie ausgewachsene Läuse auf ihrem Kopf haben. Die Übertragung erfolgt durch Haar-zu-Haar-Kontakt. Kopfläuse wandern rasch von einem Kopf auf den anderen. Systematische Untersuchungen haben gezeigt, dass Kopfbedeckungen und Bettwäsche für die Übertragung keine Rolle spielen.
Selbst bei schwer befallenen Kindern mit mehr als hundert Kopfläusen ließ sich nach dem Verlassen des Bettes nur in Einzelfällen eine Kopflaus auf dem Kopfkissen nachweisen. Die aufwändige Reinigung und Desinfektion von Textilien wie Mützen, Bettwäsche oder Kuscheltieren ist also unnötig, schreibt der Experte weiter.
Mediziner rät zu physikalisch wirkenden Läusemitteln
Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen. Das erklärt sich der Autor durch ein geschlechtsspezifisches Verhalten, das zu häufigeren und längeren Haar-zu-Haar-Kontakten führt – etwa bei den bei Teenagern beliebten Selfies.
Da in Mitteleuropa Kinder meist weniger als zehn Kopfläuse haben, kann die Diagnose eines akuten Befalls nur durch die Methode des feuchten Auskämmens gestellt werden. Vom Einsatz toxisch wirkender Läusemittel zur Behandlung rät der Mediziner ab. Die Ergebnisse seien nicht zufriedenstellend, und es hätten sich bereits resistente Parasitenpopulationen gebildet. Er empfiehlt physikalisch wirkende Substanzen auf Silikonöl-Basis (Dimeticon).
So leben Läuse: Atemsystem macht sie anfällig
Die Wirkung der Dimeticone tritt rasch ein. Und sie werden nach dem Aufbringen auf die Kopfhaut nicht absorbiert. Die synthetischen Silikonöle machen sich das simpel aufgebaute Atemwegssystem der Läuse zunutze: Kopfläuse haben an jeder Längsseite sieben Atemöffnungen (Stigmen) mit einem Durchmesser von etwa 10 Mikrometern, die in winzige Röhren übergehen. Über diese Luftröhren werden die Organe der Laus mit Sauerstoff versorgt. Die sich in den Eiern entwickelnden Laus-Embryonen beziehen ihren Sauerstoff über Öffnungen von wenigen Mikrometer Durchmesser im Deckel der Eihülle.
Die Dimeticone breiten sich nun rasch über den Chitinkörper der Laus - oder auch über die Eihülle - aus, dringen in das Atemwegssystem ein und verdrängen den Sauerstoff, den der Parasit zum Atmen benötigt. Bei Dimeticonen, die eine hohe Wirkung gegen erwachsene Läuse und die Eier haben, ist eine zweite Behandlung nach acht bis zehn Tagen überflüssig, erklärt Feldmeier.
Eltern müssen Läusebefall an Kita oder Schule melden
Die Pediculosis capitis ist eine eingeschränkt meldepflichtige Erkrankung. Wird von Eltern oder vom Kinderarzt die Diagnose gestellt, müssen diese die Einrichtung (Kindergarten, Schule) informieren. Die Leitung der Einrichtung muss dann das zuständige Gesundheitsamt benachrichtigen. Die Eltern müssen der Einrichtung dann wiederum bestätigen, dass sie den Kopflausbefall regelgerecht behandelt haben. bevor das Kind wieder Kita oder Schule besuchen darf.
Foto: pridannikov/fotolia.com