Warum Zöliakie-Patienten Gluten komplett meiden müssen

Bei Menschen mit Zöliakie: Backwaren ja – aber frei von Gluten müssen sie sein.
Der Kopf dröhnt, der Bauch schmerzt und im Mund bilden sich entzündete Stellen? Manchmal steckt Zöliakie dahinter. Bei Betroffenen dieser Lebensmittelunverträglichkeit führt der Verzehr von Gluten zu einer schweren chronischen Entzündung des Dünndarms. Die Unverträglichkeit kann dabei jeden treffen: Im Schnitt leidet etwa einer von hundert Menschen in Deutschland an Zöliakie. Besonders hoch ist das Risiko, daran zu erkranken, bei Menschen mit Diabetes Typ 1. „Bislang gibt es für alle Formen der Glutenunverträglichkeit nur eine Behandlungsmöglichkeit“, heißt es in einem Patientenratgeber der „Barmer“: „eine lebenslange glutenfreie Ernährung.“
So schädigt Zöliakie die Darmschleimhaut
Zöliakie ist eine von mehreren Erkrankungen, die mit einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten einhergehen. Bei dieser chronischen Form der Darmentzündung wird die Schleimhaut des Dünndarms durch das Getreideeiweiß so geschädigt, dass die Nährstoffe aus den Lebensmitteln nicht oder nur unzulänglich aufgenommen werden können. Dies kann zu Mangelerscheinungen führen: zu Vitamin - oder Mineralstoffmangel, zu Eisenmangel und zu Blutarmut (Anämie) infolge eines Mangels an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure.
Zöliakie: Ist Gluten im Darm, greift der Körper sich selbst an
„Wie bei Diabetes Typ 1 spielt bei Zöliakie das Immunsystem eine wichtige Rolle“, heißt es im Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber". „In beiden Fällen greift die Abwehr Zellen des eigenen Körpers an, allerdings passiert das bei Zöliakie nur dann, wenn Gluten in den Darm gelangt.“ Die Folgen sind Verdauungsprobleme wie Durchfall, Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen, manchmal auch Gewichtsverlust. Bei Kindern kommt es oft auch zu Wachstumsstörungen und Mangelerscheinungen, etwa bei Eisen.
Was für ein Stoff ist Gluten?
Gluten ist ein Eiweißbestandteil verschiedener Getreide und ist in vielen unserer Grundnahrungsmittel und in Brotgetreide enthalten. In der Bäckerei wird Gluten auch Klebereiweiß genannt und spielt eine wichtige Rolle: Es bildet das Teiggerüst, macht den Teig elastisch und knetbar – und Brötchen, Brot und Kuchen saftig und locker.
Zöliakie: Diese Getreidesorten sind tabu
Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit müssen auf folgende Getreidesorten verzichten – außerdem auch auf alle Lebensmittel, die daraus hergestellt werden – oder auch nur Spuren davon enthalten:
- Weizen
- Dinkel
- Roggen
- Hafer
- Gerste
- Grünkern
- Emmer
- Einkorn
Alternativen zu den nicht-verträglichen Getreidesorten
Gut verträglich sind dagegen in der Regel glutenfreie Getreidesorten und sogenannte Pseudo-Getreidesorten wie:
- Reis
- Mais
- Hirse
- Amarant
- Buchweizen
- Quinoa
(Quelle: Barmer, Techniker Krankenkasse)
Glutenfreie Nahrung: Auf Lebensmitteletiketten achten
„Betroffene müssen Gluten komplett meiden, auch jede Spur davon“, heißt es im Diabetes Ratgeber weiter. Um glutenfreie Produkte zu erkennen, helfe nur: Etiketten studieren oder auf das Siegel der Deutschen Zöliakiegesellschaft achten, eine durchgestrichene Ähre. Gluten sollte jedoch nicht grundlos vom Speiseplan gestrichen werden, denn der Verzicht birgt auch Nachteile: Daher sollten sich Menschen ohne Zöliakie vom Arzt beraten lassen.
Glutenfreie Ernährung bei Gesunden ohne Gesundheitsnutzen
Es gibt Verbraucher, die sich ohne medizinische Notwendigkeit trotzdem möglichst glutenfrei ernähren – in der Hoffnung einer positiven Wirkung auf die Allgemeingesundheit. Zumindest eine US-Studie von 2019 zeigt: Bei gesunden Menschen ohne Unverträglichkeit (Zöliakie) ruft glutenhaltige Nahrung keinerlei gastroenterlogische Symptome hervor. Obwohl diese Form von Diät inzwischen Lifestyle-Charakter angenommen hat, nutzt sie demnach genausowenig wie sie schadet: gar nicht.