Warum Alkohol für Frauen gefährlicher ist

Alkohol ist ein Zellgift, das grundsätzlich alle Organe schädigen kann – bei Frauen noch stärker als bei Männern. – Foto: AdobeStock/Wordley Calvo Stock
Eine Studie zum weltweiten Alkoholkonsum zeigt: Frauen in Deutschland tranken schon vor der Corona-Pandemie täglich dreimal so viel Alkohol, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als maximal tolerierbare Dosis angibt. Der DGE-Richtwert liegt bei 10 Gramm reinem Alkohol – der tatsächliche Konsum liegt aber bei 29 Gramm Alkohol pro Frau und Tag. Auch wenn der Alkoholkonsum im Inland seit Jahren tendenziell sinkt: Im Zuge der COVID-19-Pandemie hat das Thema wieder an Brisanz gewonnen. In einer Umfrage aus Österreich gaben zwei Drittel der Frauen an, im Lockdown-Dasein wieder mehr zu trinken als vorher – 40 Prozent davon sogar um die Hälfte mehr.
Frauen: Weniger Körpermasse, langsamerer Alkoholabbau
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nimmt den Internationalen Frauentag am 8. März zum Anlass, um auf dieses besondere Gesundheitsrisiko hinzuweisen. „Alkohol ist ein Zellgift, das grundsätzlich alle Organe schädigen kann“, heißt es in einem Positionspapier der BZgA. „Bei Frauen können die Folgen des Alkoholkonsums stärker sein als bei Männern.“ Der Anteil an Körperflüssigkeit, auf die sich Alkohol im Körper verteilen könne, sei im weiblichen Körper geringer. Dadurch sei die Blutalkoholkonzentration bei gleicher Alkoholmenge höher als bei Männern. Zudem bauten Frauen Alkohol langsamer ab. „Für diesen Prozess wird in der Leber das Enzym Alkoholdehydrogenase benötigt, das bei Frauen in geringerer Menge vorliegt. Daher kann es bei ihnen schneller zu alkoholbedingten Leberschäden und auch Leberkrebs kommen.“
Alkohol erhöht bei Frauen das Brustkrebsrisiko
Zusätzlich zu den für alle geltenden Gesundheitsrisiken kommen bei Frauen noch speziell weibliche hinzu. Durch Alkoholkonsum im Übermaß steige bei ihnen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Studien belegen, dass Alkohol die Produktion von Östrogen fördert, was wiederum das Brustkrebsrisiko erhöht. In Schwangerschaft und Stillzeit oder wenn Frauen schwanger werden möchten, ist besondere Vorsicht geboten: Das Kind trinkt mit. Der Rat der BZgA an Frauen, die Mütter werden oder es schon sind: „Die sicherste Wahl ist, alkoholfrei zu bleiben, da Alkohol zu schwerwiegenden Folgen für die Entwicklung des Embryos und zu bleibenden Schädigungen beim Kind führen kann.“
Alkohol: Gesundheitlich unbedenkliche Dosis gibt es nicht
Ein gesundheitlich unbedenkliches Niveau beim Alkoholkonsum können die Autoren der internationalen Studie nicht erkennen. Die BZgA gibt als Empfehlung für einen risikoarmen Alkoholkonsum bei gesunden erwachsenen Frauen einen Grenzwert von maximal einem kleinen Glas Bier oder Wein täglich an. Mindestens zwei Tage pro Woche sollte gar kein Alkohol getrunken werden, damit sich nicht schleichend eine Alkoholabhängigkeit entwickeln kann.
Alkoholkonsum bei Frauen: Ein Problem reicherer Länder
Die schon erwähnte weltweite Großstudie „Global Burden of Disease" (GBD) befasst sich detailliert mit den Auswirkungen von Alkoholmissbrauch auf Männer und Frauen. Auffallend war dabei unter anderem, dass in Ländern mit geringem Einkommen Frauen im Gegensatz zu Männern kaum Alkohol trinken – in Ländern mit hohem Einkommen wie in Deutschland aber fast ähnlich häufig wie Männer. Weltweit lassen sich etwa 2,2 Prozent aller Todesfälle bei Frauen und 6,8 Prozent bei Männern auf riskanten Alkoholkonsum zurückführen.
Verlust an gesunden Lebensjahren
Die GBD-Studie entwickelte als Maßstab für die Schäden durch Alkohol auch einen Index, der versucht, den auf diese Weise verursachten Verlust an gesunden Lebensjahren zu taxieren. Vier Prozent dieser verlorenen Lebensjahre gingen in Deutschland bei Frauen auf das Konto des Alkoholkonsums; bei Männern waren es zehn Prozent. Etwas günstigere Effekte hat Alkohol bei Frauen, wenn es um „ischämische“ Herzerkrankungen geht: Das sind Leiden, bei denen – häufig mit Schmerzen verbundene – Durchblutungsprobleme in Organen zu Funktionsstörungen führen. Auf der Verlustseite stehen bei Frauen mit zunehmendem Alter aber eine erhöhte Zahl von verlorenen Tagen durch Brustkrebs, Hirnblutungen oder hypertensive, also bluthochdruckbedingte Herzerkrankungen.