Verlauf einer trockenen Makuladegeneration offenbar beeinflussbar

Eine trockene Makuladegeneration beginnt in der Regel ab 60. Gute Ernährung und Bewegung können die Netzhauterkrankung verlangsamen
Das Alter ist neben der genetischen Veranlagung eines der größten Risiken für eine altersabhängige Makulageneration (AMD). In Deutschland sind schätzungsweise fünf bis sechs Millionen Menschen von der Netzhauterkrankung betroffen, die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Bei der Makuladegeneration gehen Zellen im Auge unter, wodurch Sehschärfe ganz oder teilweise verloren geht. Man unterscheidet zwischen der feuchten und der trockenen Makuladegeneration. Erstere ist behandelbar. Für die trockene Makuladegeneration gibt es bisher keine wirksame Therapie.
Vor AMD schützende Faktoren identifiziert
Offenbar kann der Krankheitsverlauf jedoch durch einen gesunden Lebensstil positiv beeinflusst werden. Diesen Hinweis liefert jetzt das europäische Forscherkonsortium EYE-RISK, nachdem Daten von über 60.000 Menschen systematisch ausgewertet wurden. Es handelt sich zwar erst um ein Zwischenergebnis, doch die Forscher konnten bereits vor „AMD schützende Faktoren mit hoher Wirksamkeit“ identifizieren.
Spätform lässt sich noch verhindern
„Wer aufs Rauchen verzichtet, sich mediterran ernährt und täglich bewegt, kann die Chance, sein Sehvermögen trotz eines hohen genetischen Risikoprofils bis ins späte Alter zu erhalten, wesentlich verbessern“, fasst Projekt-Koordinator Prof. Marius Ueffing die zentralen Zwischenergebnisse zusammen. So zeigten die Daten dass sich die altersabhängige Makuladegeneration bei Menschen, die so leben, wesentlich langsamer entwickelt. „Im besten Fall kommt es dann gar nicht zur Spätform der AMD, die Betroffenen können weiterhin Auto fahren oder lesen und damit ein selbständiges und unabhängiges Leben führen“, betont der Professor für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen.
Gemüse statt Wurst
Die Ernährung sollte danach aus viel frischem, vitaminreichen Gemüse bestehen. Auf industriell verarbeitete Nahrung sollte möglichst verzichtet werden, also wenig Wurst, Käse und Fertiggerichte. Fisch, Olivenöl und Omega-3-Fettsäuren, wahlweise auch in Form von Fischöl-Kapseln, schützen dann, wenn dies über längere Zeit regelmäßiger Bestandteil der Ernährung ist.
Für die zweite Säule Bewegung liegen ebenfalls Erkenntnisse vor. Danach sollten ältere Menschen täglich 5.000 bis 6.000 Schritte gehen. Das entspricht etwa einem Spaziergang von einer Stunde. Wer Sport treibt – umso besser.
Wer ist für eine trockene Makuladegeneration gefährdet?
Ein besonders hohes Risiko für eine altersabhängige trockene Makuladegeneration haben Personen, deren enge Verwandte an der Netzhauterkrankung leiden. „In diesem Fall sollte man ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich zum Augenarzt gehen und sich auf Ablagerungen im Augenhintergrund untersuchen lassen, auf sogenannte Drusen“, rät Ueffing. Erkennt der Augenarzt solche Fett- und Proteinablagerungen, ist der Zeitpunkt gekommen, den Lebensstil konsequent umzustellen. „Hat einmal ein Zellsterben im Auge eingesetzt, kann man den Prozess nur noch verzögern“, warnt Ueffing. Wer verzerrte Linien auf Kacheln oder auf einem leeren Blatt Rechenpapier sehe sollte den Augenarzt am besten umgehend aufsuchen.
Weniger Erblindungen sind das Ziel
Im Forschungsprojekt EYE-RISK haben sich 14 Partner aus acht EU-Ländern zusammengeschlossen – darunter Kliniken, Forschungsinstitute, zwei Unternehmen und die Patientenorganisation PRO RETINA. Ziel ist es, Menschen mit einem hohen AMD-Risiko frühzeitig zu identifizieren, die Erkrankungsmechanismen besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.
Projektkoordinator Marius Ueffing geht davon aus, dass es gelingen kann, die Zahl der durch AMD erblindeten Menschen bis zum Jahr 2030 auf die Hälfte zu reduzieren. Außerdem glaubt er, dass es in 15 Jahren eine Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration geben wird.
Die Europäische Union förderte EYE-RISK für die Dauer von vier Jahren mit sechs Millionen Euro.
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