
Dolce Vita mit eingebauten Risikofaktoren: Bei Urlaubsreisen besteht die Gefahr einer Infektion mit Hepatitis-Viren – etwa durch Eiswürfel in Drinks, durch den Verzehr frischer Muscheln oder durch ungeschützten Sex. – Foto: AdobeStock/Kzenon
Nach der durch die Corona-Krise erzwungenen Zurückhaltung haben die Deutschen ihre Reiselust gerade wiederentdeckt. Und sie wiegen sich in Sicherheit. Für den Fall einer Corona-Infektion am Urlaubsort sind bei Pauschalangeboten Absicherungspakete entweder eingeschlossen oder können zugebucht werden. „Doch an andere ‚Absicherungspakete‘ wie beispielsweise einen Impfschutz gegen Hepatitis A und Hepatitis B denken nur wenige“, warnt jetzt die Deutsche Leberstiftung. „Dabei stecken sich viele Menschen im Urlaub mit Hepatitis an.“
Trotz Corona: Andere Viruserkrankungen nicht übersehen
Auch in Corona-Pandemie-Zeiten dürfe der Impfschutz gegen andere Viruserkrankungen wie Hepatitis A und Hepatitis B nicht vernachlässigt werden, sagt Michael Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Sein Rat: Wer eine Auslandsreise plant, sollte vom Hausarzt seinen Impfstatus überprüft lassen. Insbesondere vor Reisen in die bekannten Risikogebiete sei es wichtig, mit einer prophylaktischen Impfung gegen das Hepatitis A-Virus einen sicheren Schutz aufzubauen. Patienten, die weder einen Hepatitis A- noch einen Hepatitis B-Schutz besäßen, könnten sich mithilfe von Kombinations-Impfstoffen einen doppelten Schutz besorgen, ohne dass sie sich mehrmals impfen lassen müssten.
Hepatitis A: Eiswürfel im Cocktail, Muscheln beim Dinner
Zu den beliebten Reiseländern gehören neben dem nahen Mittelmeerraum auch Südostasien, Russland, Afrika, Mittel- und Südamerika sowie der Vordere Orient. „Häufig wissen Urlauber nicht, dass speziell in diesen Ländern manchmal schon die Eiswürfel im Drink, das Menü mit frischen Muscheln oder einfach das Glas Wasser eine Gefahrenquelle sein können“, heißt es in einer Patienteninformation der Leberstiftung. Mögliche Folge: eine Leberentzündung durch Hepatitis A-Viren (HAV). Die heilt zwar oft ohne ernsthafte Komplikationen aus, kann die Leber aber durchaus schädigen. Auch bei Sexualkontakten, vor allem unter Männern, besteht die Gefahr einer Ansteckung.
Hepatitis B: Ungeschützter Sex besonders riskant
Mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) steckt man sich längst nicht so leicht an wie mit dem HAV – dafür kann es aber zu lebensgefährlichen Problemen in der Leber führen. Die Übertragung geschieht durch Blut oder Körpersekrete. Zu den häufigsten Ansteckungsquellen zählen unter anderem ungeschützte Sexualkontakte und bereits kleinste Hautverletzungen. Tätowierungen, Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, können ebenfalls zu einer Ansteckung führen. Eine besondere Gefahr bei Hepatitis B: Diese Viruskrankheit kann chronisch werden. Betroffene können in der Folge an Leberzirrhose und Leberzellkrebs erkranken. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Neue Therapieansätze machen eine vollständige Ausheilung einer chronischen Hepatitis B möglich. Und eine Impfung gibt es – wie bei Hepatitis A – auch.
Hepatitis C: Übertragung durch Blut-zu-Blut-Kontakt
Der eben beschriebenen Hepatitis B sehr ähnlich ist die Hepatitis C – mit dem großen Unterschied, dass es gegen diese dritte Form der Leberentzündung keine Schutzimpfung gibt. Das für sie verantwortliche Virus (HCV) wird fast ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind mögliche Infektionsquellen. Hepatitis C kann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen und eine Organtransplantation erforderlich machen.
„Es ist ganz wichtig, dass wir diese Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln“, sagt Facharzt Michael Manns. „Mit den neuen Hepatitis C-Therapien, bei denen sogenannte Direct Acting Antiviral Agents, kurz DAAs, zum Einsatz kommen, können über 90 Prozent der Betroffenen erfolgreich behandelt und somit fast alle behandelten Patienten geheilt werden.“
Millionen Menschen wissen nichts von ihrer Hepatitis
„Die meisten Lebererkrankungen können gut behandelt oder sogar geheilt werden, wenn sie früh erkannt werden“, heißt es bei der Leberstiftung. Die Betonung liegt dabei auf „wenn sie früh erkannt werden“. Das Problematische an Leberentzündungen ist: Sie verlaufen oft symptomarm, mit Allerwelts-Symptomen oder ganz ohne Symptome – und bleiben oft unbemerkt und unbehandelt. Millionen Menschen wissen nichts von ihrer Hepatitis.
Hepatitis, ja oder nein? Ein einfacher Bluttest schafft Klarheit
Die Leber ist berühmt dafür, dass sie sich nach Schäden auf außergewöhnliche Weise erholen kann. Nur: Wenn eine Infektion mit dem Hepatitis-Virus erst spät entdeckt wird, kann es hierfür bereits zu spät sein. Dazu sagt Professor Manns von der Leberstiftung: „Voraussetzung für eine Regeneration ist, dass die Ursache rechtzeitig erkannt und behoben wird.“ Das Erkennen einer Lebererkrankung sei durch einen einfachen Test der Leberwerte im Blut möglich. Die hierbei wichtigen Indikatoren, die man sich merken kann: der GPT- und der GOT-Wert.