Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson hat überraschende Nebenwirkung

Wichtig für Parkinsonpatienten: Die Tiefe Hirnstimulation kann die Fähigkeit zu Schwimmen aus dem Bewegungsgedächtnis löschen
Zitternde Hände, Gangunsicherheit und unkontrollierte Bewegungen sind typische Anzeichen für Morbus Parkinson. Die beeinträchtigenden Symptome lassen sich heute mit der Tiefen Hirnstimulation gut behandeln. Bei dem Verfahren werden dem Patienten in einem bestimmten Hirnareal Elektroden platziert; ein ebenfalls implantierter Neurostimulator gibt über die Elektroden dann Impulse in das Hirnareal ab, wo das Zittern ausgelöst wird – und bringt es zum Stillstand. Umgangssprachlich wird die Tiefe Hirnstimulation auch Hirnschrittmacher genannt. Es ist ein invasiver Eingriff, aber die Therapie ist in der Regel recht erfolgreich.
Schwimmen verlernt
Das bestätigen auch Neurologen vom Universitätsspital Zürich. Doch das Team um den Parkinson-Spezialisten Christian Baumann hat eine überraschende Nebenwirkung entdeckt: Trotz verbesserter Motorik, verlernen einige Patienten durch die Behandlung, die Fähigkeit zu Schwimmen.
Warum dieser „eingeimpfte“ Bewegungsablauf vergessen wird, darüber können die Neurologen im Augenblick nur spekulieren. „Wir vermuten, dass die Synchronisierung der Nerven, die das Zittern stoppt, auch komplexe Bewegungsabläufe beeinflusst», fasst Christian Baumann, Neurologe und Parkinson-Spezialist den gegenwärtigen Stand des Wissens zusammen. Zu diesen meist vor langer Zeit erlernten Bewegungsabläufen gehöre Schwimmen, aber auch Skifahren, also Fähigkeiten, die im sogenannten Bewegungsgedächtnis gespeichert sind.
Ausfall kann rückgängig gemacht werden
Für immer scheint die Schwimmfähigkeit jedoch nicht verlorengegangen zu sein: Wurde die Stimulation abgeschaltet, konnten die Betroffenen, die zuvor kaum noch oder gar nicht mehr schwimmen konnten, wieder schwimmen. „Dank dieser Patienten ist uns nun bekannt, dass der Ausfall rückgängig gemacht werden kann“, erklärt der Neurologe. Ob dies bei allen Patienten so wäre, sei aber noch nicht erwiesen.
„Wichtig ist, dass die Patienten Bescheid wissen, bevor sie sich zu diesem Eingriff entscheiden. Und Parkinsonpatienten mit einem Neurostimulator sollten nicht unbegleitet ins Wasser gehen, bis feststeht, dass ihre Schwimmfähigkeit nicht gelitten hat“, hält Baumann fest.
Baumanns Patienten, zum Teil leidenschaftliche Schwimmer, haben sich indes entschieden, lieber auf das Schwimmen zu verzichten und den Hirnschrittmacher wieder zu aktivieren, weil die Vorteile für sie letztlich überwiegen. Die Arbeit “Beware of deep water after subthalamic deep brain stimulation” wurde jetzt im Fachmagazin „Neurology“ publiziert.
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