
Kondome schützen vor Syphilis
Mitte der 90er Jahre galt Syphilis als fast ausgerottet, doch seit einigen Jahren steigt die Zahl der Neuerkrankungen wieder besorgniserregend an. Auch in Deutschland ist die Zahl der Syphilis-Infektionen gestiegen - um fast 22 Prozent im vergangenen Jahr. Das meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem aktuellen Epidemiologischen Bulletin. 3700 Menschen haben sich im Jahr 2011 mit der Geschlechtskrankheit angesteckt. Die höchsten Raten wurden in Köln, Frankfurt/Main, Berlin, München und Hamburg gemeldet. Am häufigsten sind dem Bericht zufolge homosexuelle Männer betroffen, aber auch unter heterosexuellen Männern und Frauen steigen die Ansteckungszahlen. Zwar sei noch unklar, ob sich der aktuelle Trend weiter fortsetze, aber auch in diesem Jahr habe es bereits wieder erhöhte Meldezahlen gegeben.
Besonders betroffen sind Männer zwischen 20 und 30 sowie zwischen 40 und 50 Jahren. Die RKI-Experten vermuten, dass es mehr ungeschützten Sex gibt als Ende der 90er Jahre. Seit HIV durch bessere Therapien scheinbar den Schrecken verloren hat, geht der Kondomverbrauch in Deutschland zurück. Dass sich die Syphilis auch wieder unter Heterosexuellen verbreitet, führen die Experten unter anderem auf eine Globalisierung der Prostitution zurück. Ausländische Sexarbeiterinnen könnten sich gegen Freier, die ungeschützten Verkehr wünschten, oft schlechter durchsetzen. Zudem hätten sie einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem.
Eine unbehandelte Syphilis kann schwere Folgen haben
Syphilis ist eine weltweit verbreitete, chronisch verlaufende Geschlechtserkrankung. Auslöser ist das Bakterium Treponema pallidum, das in der Regel durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Wenige Tage bis Wochen nach der Infektion entwickelt sich ein schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle des Erregers. Einige Wochen danach können Fieber, Hautausschläge, Lymphknotenschwellungen, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Nach Wochen bis Monaten geht dieses Primärstadium in das Sekundärstadium über. Es zeigen sich Wucherungen im Genital- und Analbereich, die hochinfektiös sind. Nach etwa zwei Jahren verschwinden die Symptome meist, und die Erkrankung ist nur noch im Blut nachzuweisen. Im Spätstadium ist die Syphilis nicht mehr ansteckend.
Eine unbehandelte Syphilis kann nach Jahren jedoch zu schweren neurologischen Veränderungen wie Seh-, Sensibilitäts- oder Gangstörungen führen und sogar tödlich enden. Problematisch ist die Syphilis auch deshalb, weil aufgrund der damit verbundenen Schleimhautläsionen die Gefahr einer Ansteckung mit HIV steigt. Kondome schützen vor beiden Erkrankungen. Syphilis ist durch Penizillin heilbar. Eine Neuinfektion ist aber auch nach einer Behandlung jederzeit möglich.
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