Stuhlspende in Kapselform - neuer Therapieansatz bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Klinische Studie zu Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Apotheker bereiten Stuhl von gesunden Spendern zu Kapseln auf – Foto: © AOK-Mediendienst
Die Idee, dass eine Stuhlspende Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen helfen kann, ist nicht neu. Ein sogenannter Stuhltransfer basiert auf der Annahme, dass die Übertragung gesunder Darmbakterien das gestörte Mikrobiom von CED-Patienten ins Gleichgewicht bringt und so das Entzündungsgeschehen lindert. Bisher erfolgten solche experimentellen Verfahren entweder über eine Nasensonde oder im Rahmen einer Darmspiegelung. Eine Darreichungsform, die zumindest gewöhnungsbedürftig ist.
Zweimal am Tag eine Kapsel schlucken
Wissenschaftler vom Uniklinikum Jena gehen nun einen anderen Weg: Sie bereiten Stuhl von gesunden Spendern zu Kapseln auf und verabreichen die Präparate Patienten im Rahmen einer klinischen Studie. Das Studienprotokoll sieht eine Einnahme zweimal täglich über drei Monate vor.
Die Ursache von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn ist noch weitgehend unbekannt. Was man weiß ist, dass bei Betroffenen das Darm-Mikrobiom verändert ist. Das Mikrobiom besteht aus unzähligen Bakterien und unterstützt nicht nur unsere Verdauung, sondern trägt auch maßgeblich zur Immunabwehr bei.
Stuhl muss von Gesunden stammen
Erste Studien legen bereits nahe, dass eine Übertragung von guten Bakterien chronisch entzündliche Darmerkrankungen günstig beeinflussen kann. Entscheidend dabei sei, dass der Stuhl von Gesunden komme, erläutert Prof. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Uniklinikum Jena. Für die aktuelle Studie sucht das Klinikum noch gesunde Stuhlspender zwischen 18 und 60 Jahren.
Die Hürden sind ähnlich hoch wie bei der Blutspende. Potenzielle Spender müssen sich zunächst einem Gesundheits-Check unterziehen und dürfen keine Medikamente einnehmen. Ist hier alles in Ordnung, kann die erste Stuhlspende erfolgen. Nach acht Wochen folgt ein erneuter Gesundheitscheck. Allerdings dürfe zwischen dem Stuhlgang und der Abgabe der Spende maximal eine Stunde liegen, sagt Stallmach, „weshalb vornehmlich Spender aus Jena und naher Umgebung in Frage kommen.“ Interessiert werden gebeten eine E-Mail mit dem Betreff „Stuhlspende“ an arndt.steube[at]med.uni-jena.de zu senden.
Ansprechraten von bis zu 40 Prozent erwartet
Die Apotheke des Klinikums stellt aus dem Kot dann die Kapseln zur oralen Einnahme her. Diese Darreichungsform sei einzigartig und schonend, sagt Gatsroenterologe Andreas Stallmach. „Wir gehen davon aus, dass die Therapie bei 30 bis 40 Prozent der Patienten gut wirkt.“
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Studie.