Studie untersucht angeborene Herzfehler und Veränderungen des Gehirns im Mutterleib

Haben Kinder mit angeborenen Herzfehlern auch Veränderungen im Gehirn? Das Herzzentrum in Berlin führt jetzt eine vorgeburtliche Spezial-Diagnostik durch – Foto: ©SciePro - stock.adobe.com
Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern haben heute in den meisten Fällen gute Aussichten, ein normales Leben führen zu können. Allerdings haben sie ein erhöhtes Risiko für eine verzögerte Entwicklung in Bezug auf Sprache, Motorik und Kognition. Bisher nahm an, dass die komplexen Herzoperationen, denen sich die Kleinen unterziehen müssen, den kindlichen Organismus stark belasten. Doch das scheint keine ausreichende Erklärung für die Entwicklungsverzögerungen zu sein. Neue Studien haben gezeigt, dass bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern bereits im Mutterleib Veränderungen der Hirnstruktur auftreten können. Ob und wie sie sich auf die weitere Entwicklung auswirken, ist aber noch ungeklärt.
Hirn-Scan im Mutterleib
Wissenschaftler vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) wollen diese Frage nun näher beleuchten. Dabei sollen Schwangere, bei deren Kindern im Ultraschall ein angeborener Herzfehler festgestellt wurde, noch vor der Geburt des Kindes im MRT untersucht werden. Die Magnetresonanztomografie kommt ohne Strahlung aus, ist also völlig gefahrlos für die werdende Mutter und ihr Kind.
Das Bildgebungsverfahren ermögliche einen detaillierten Blick in das Gehirn des ungeborenen Kindes und damit die Untersuchung, ob und welche Veränderungen bereits im Mutterleib vorhanden seien, erläutert Studienärztin PD Dr. Constanze Pfitzer vom DHZB.
Gezielte Fördermaßnahmen für Säuglinge sind das Ziel
„Je früher wir Veränderungen des Gehirns feststellen können und je besser wir verstehen, wie sie sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken, desto besser können wir einer verzögerten Entwicklung durch gezielte Fördermaßnahmen schon im Säuglingsalter entgegenwirken“, so Pfitzer zu den Zielen der Studie.
Nach der Erstuntersuchung im Mutterleib werden die Kinder im Alter von etwa drei bis vier Monaten erneut im MRT untersucht. Wenn die Kinder ein Jahr alt sind, erfolgen Tests zur psychomotorischen Entwicklung durch eine Kinder-Psychologin.
Die Auswertung der Daten soll klären, inwieweit messbare Hirnveränderungen mit der Schwere des Herzfehlers und Entwicklungsverzögerungen korrelieren. „Wir sind überzeugt, mit dieser Studie bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern den Grundstein für einen noch besseren Start ins Leben legen zu können“, sagt Constanze Pfitzer.
Die Gesellschaft der Freunde des Deutschen Herzzentrums Berlin - kurz Herzfreunde, fördert das Projekt. Denn insbesondere die teure MRT-Untersuchung wird nicht von den Krankenkassen bezahlt.
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