Stressmanagement verstärkt Erholung nach Herzinfarkt

Entspannungsübungen können Stress reduzieren und damit einem Herzinfarkt entgegenwirken
Dass Stress bei der Entstehung verschiedener Krankheiten eine Rolle spielt, ist mittlerweile bekannt. Besonders bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheint psychosozialer Stress beziehungsweise der Umgang mit ihm von großer Bedeutung zu sein. So konnten Studien zeigen, dass dauerhafte psychische Belastungen für etwa ein Drittel aller Herzinfarkte verantwortlich sind. Aber auch nach einem überstandenen Herzinfarkt spielt Stress eine große Rolle für den weiteren Verlauf. Forscher konnten nun zeigen, dass ein Stressmanagement-Training während der Reha-Behandlung die Anzahl schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse in den Folgejahren halbiert.
Zeitmanagement und Entspannungsübungen reduzieren Stress
Für die ENHANCED-Studie des Forscherteams um James Blumenthal von der Duke University School of Medicine in Durham, North Carolina, wurden Reha-Patienten, die einen Herzinfarkt überstanden hatten, in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Hälfte die üblichen Rehabilitationsmaßnahmen aus medikamentöser Therapie, Sport und Ernährungsberatung erhielt, nahmen die anderen Patienten zusätzlich dazu an 12 wöchentlichen Stressmanagement-Sitzungen teil. Während des Trainings lernten die Teilnehmer, das Gleichgewicht zwischen den hohen mentalen Anforderungen im Alltags- und Berufsleben und den Mechanismen zur Bewältigung dieser Stressoren wiederherzustellen.
Die Probanden befassten sich dabei mit der Priorisierung von Aufgaben, Zeitmanagement-Strategien, der Etablierung persönlicher Werte, der Vermeidung von stressauslösenden Situationen sowie dem Umgang mit unvermeidbaren Stressoren. Auch Entspannungsübungen kamen beim Stressmanagement-Training zum Einsatz. Die Teilnehmer sollten zudem lernen, Katastrophisierungen zu vermeiden und für Probleme sinnvolle Lösungsansätze zu finden und diese auch zu kommunizieren.
Stressmanagement reduzierte Herzinfarkt-Rate in den Folgejahren
Wie die Forscher zeigen konnten, kam es bei den Herzinfarkt-Patienten, die an dem Stressmanagement teilgenommen hatten, zu einem Rückgang im allgemeinen Stress-Score sowie in den Unterkategorien Angst, Dysstress und empfundenem Stress. Besonders deutliche Unterschiede waren interessanterweise bei den Patienten zu finden, die am Anfang der Behandlung ängstlich und depressiv waren. Für sie scheint ein Stressmanagement-Training nach Herzinfarkt besonders sinnvoll zu sein.
Die eigentliche Frage, ob Stressmanagement-Training das Risiko für weitere Herzinfarkte senken kann, konnten die Forscher durch eine mehrjährige Nachbeobachtung beantworten. Es stellte sich heraus, dass in den Folgejahren 18 Prozent der Probanden, die am Stressmanagement teilgenommen hatten, einen weiteren Herzinfarkt oder andere kardiovaskuläre Erkrankungen bekamen. Bei den Probanden, die nicht an dem speziellen Training teilgenommen hatten, waren es jedoch 33 Prozent, also fast doppelt so viele. Nach Ansicht der Forscher stellt das Stressmanagement-Training damit eine sinnvolle Ergänzung der klassischen Reha-Behandlung dar.
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