Statine: Wie sicher und verträglich sind sie?

Statine sind das Mittel der Wahl bei der Behandlung eines hohen Cholesterinspiegels. Über Nutzen und Risiken dieser Medikamente wird aber immer wieder diskutiert. – Foto: AOK-Mediendienst
Bestimmte Dinge tun nicht weh. Aber das heißt nicht, dass sie nicht gesundheitsschädlich wären oder sogar gefährlich. Hoher Blutdruck zum Beispiel oder hohe Blutzuckerwerte. Und: ein hoher Cholesterinspiegel. Durch Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße („Plaque“) erhöht er das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Zur Senkung hoher Cholesterinwerte werden Statine als Mittel der Wahl eingesetzt, da sie wirksam vor den gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen können. Doch Berichte über Nebenwirkungen verunsichern viele Patienten. Und ein heikler Punkt ist: Der Nutzen der Medikamente in den Blutgefäßen ist nicht unmittelbar zu spüren.
Statine: Patienten berichten über Muskelschmerzen
Trotz der guten Studienlage zu Statinen stehen manche Menschen den Medikamenten skeptisch gegenüber. Das beobachtet zumindest die Deutsche Herzstiftung (DHS). Dass so häufig über Nebenwirkungen, insbesondere über Muskelschmerzen, berichtet wird, liege aber nicht immer an den Statinen, heißt es in einer Mitteilung der DHS. „Muskuloskelettale Probleme treten in höherem Alter generell häufiger auf“, erklärt Ulrich Laufs vom wissenschaftlichen Beirat der Stiftung. Nicht immer seien die Statine Ursache für die Beschwerden. Vielmehr müsse in solchen Fällen untersucht werden, ob die Beschwerden möglicherweise zufällig zeitgleich aufgetreten sind.
Herzstiftung: Statine sind sichere und gut verträgliche Medikamente
Die Herzstiftung geht davon aus, dass die Sorge in den allermeisten Fällen unnötig ist; und dass sich ein Großteil der Nebenwirkungen durch eine gute Einstellung der medikamentösen Therapie verhindern lässt. „Durch kontrollierte Studien über mehrere Jahrzehnte können wir sagen, dass Statine sehr sichere und gut verträgliche Medikamente sind”, sagt der Kardiologe Laufs.
Ernährungsmedizin kann helfen – aber nicht bei jedem
Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel lässt sich bei vielen Betroffenen durch gesunde Lebensmittel oder Ernährungsstrategien oder einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung positiv beeinflussen. Hierzu zählen beispielsweise eine Handvoll Walnüsse täglich, Sport wie Nordic Walking, Heilfasten. Als pharmakologisch besonders wirksam gelten Haferflocken. Aber offenbar nicht bei allen Betroffenen schlagen dieser ernährungsmedizinischen Strategien an.
Helfen die Maßnahmen nicht, sind Statine die ersten Mittel der Wahl. Auf lange Sicht fühlen sich Betroffene laut DHS durchaus besser, wenn der Cholesterinspiegel und weitere Risikofaktoren gut eingestellt sind. Daher sollten Patienten bei Problemen die Statine keinesfalls einfach weglassen. „Ein cholesterinsenkendes Medikament abzulehnen, kann fatale Folgen haben, weil dadurch der Schutz vor Infarkten und anderen Komplikationen wegfällt“, sagt Ulrich Laufs, der Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig ist.
Nebenwirkungen? Statin wechseln – oder neue Medikamenten-Alternativen ausprobieren
Treten tatsächlich Nebenwirkungen auf, lässt sich laut DHS in den allermeisten Fällen durch einen Wechsel des Statins eine sorgfältige Einstellung der Dosierung oder eine Kombinationstherapie eine Medikation finden, die gut vertragen wird. Für Risikopatienten oder wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen, stehen neuere Behandlungsstrategien wie die Therapie mit Bempedoinsäure oder PCSK9-Hemmern zur Verfügung.
US-Studie: Statine nicht überschätzen
Eine erst vor wenigen Tagen publizierte Meta-Analyse von Medizinern aus den USA bestätigt zwar die schützende Wirkung von Statinen. Allerdings kommen die Autoren auch zu dem Schluss, dass Statine kein Wundermittel sind und ihre Wirkung im Hinblick auf die Senkung des absoluten Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall oder vorzeitigem Tod nicht so gewaltig seien, wie manche Studien es suggerierten. Die Wirkung von Statinen werde immer wieder überschätzt.