
Rund 11 Prozent der Deutschen sind von Stalking betroffen – Foto: ©LeslieAnn - stock.adobe.com
Stalking belastet die Opfer enorm. Trotz einiger Fortschritte in der Aufklärung und Bekämpfung ist die Zahl der Betroffenen in Deutschland nicht gesunken. Das teilt das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) mit.
Forscher des ZI haben im Auftrag der WEISSER RING Stiftung eine Vergleichsstudie durchgeführt. Eines der Ergebnisse: Obwohl gegen Stalker mittlerweile verschärft mit polizeilichen und strafrechtlichen Mitteln vorgegangen wird, ist die Anzahl der von Stalking Betroffenen in den vergangenen 15 Jahren nicht zurückgegangen.
11 Prozent der Deutschen sind Opfer von Stalking
Für die aktuelle Studie haben die Forscher vom ZI die im Jahr 2018 erhobenen Daten aus einer Befragung von Mannheimer Bürgern mit Daten einer Studie aus dem Jahr 2003 verglichen. Die Ergebnisse: Im Jahr 2018 haben 10,8 Prozent der Befragten angegeben, von Stalking betroffen zu sein, 2003 waren es 11,6 Prozent. Damit zeigt sich, dass der Anteil der Stalking-Opfer auch nach 15 Jahren fast identisch geblieben ist.
Meist sind Expartner die Täter
Auch die Geschlechterverteilung von Tätern und Betroffenen hat sich kaum geändert. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. „Das Hauptproblem im Zusammenhang mit Stalking ist nach wie vor die Tatsache, dass es meist Ex-Partner sind, die zum Stalker oder zur Stalkerin werden“, so Prof. Dr. Harald Dreßing, Leiter Forensische Psychiatrie am ZI.
Auffällig sei auch, dass mit Cyber-Stalking eine neue Methode hinzugekommen ist. Durch Internet und soziale Netzwerke hätten sich die Möglichkeiten von Stalking erweitert. „Cyberstalking ist eine zusätzliche Methode, die neben anderen Methoden vom Stalker eingesetzt wird. Die Anzahl der Betroffenen insgesamt erhöht sich dadurch jedoch nicht in statistisch signifikantem Umfang“, erklärt Dreßing.
Psychische Folgen sind erheblich
Nach wie vor sind die gesundheitlichen Auswirkungen bei den Betroffenen erheblich. „Stalking ist psychische Gewalt und eine schwerwiegende Straftat. Die Opfer leiden teils jahrelang unter den Folgen der permanenten Nachstellung und Belästigung. Sie werden verfolgt, belästigt und bedroht. Und das zumeist über einen unerträglich langen Zeitraum“, so Jörg Ziercke, Kuratoriumsvorsitzender der WEISSER RING Stiftung.
„Es gibt mittlerweile eine größere Anzahl an Beratungs- und Behandlungsstellen, die mit der Thematik betraut sind“, erläutert Dreßing. Trotzdem lasse sich eine Abnahme der negativen gesundheitlichen Folgen leider nicht feststellen. „Erfreulich ist, dass unsere Studie zeigt, dass mehr Betroffene professionelle Hilfe suchen“, sagt Dreßing. Allerdings sei es in Anbetracht der schlechten gesundheitlichen Verfassung der Betroffenen bedauerlich, dass nur 34,8 Prozent von ihnen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. 2003 waren es sogar lediglich 27 Prozent.
Rechtliche Möglichkeiten als nicht ausreichend eingeschätzt
Die zwischenzeitlich eingeführten rechtlichen Möglichkeiten, gegen Stalker vorzugehen, werden von Betroffenen im Jahr 2018 mehrheitlich als nicht ausreichend eingeschätzt. 52,1 Prozent der Betroffenen äußerten sich in der Befragung entsprechend. Im Jahr 2003 waren es lediglich 45,5 Prozent gewesen, die die rechtlichen Möglichkeiten als nicht ausreichend bewerteten. Auffällig ist der nach wie vor hohe Anteil an Betroffenen, die angeben, keine ausreichenden Kenntnisse über die rechtlichen Möglichkeiten zu haben.
Stalking-Opfer sollten sich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Betroffene erhalten auch Unterstützung vom WEISSEN RING oder dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Das ZI in Mannheim bietet eine Spezialambulanz für Menschen, die von Nachstellung betroffen sind.
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