
Es sind nicht nur die Mütter: Mehrere Fehlgeburten sind mit einer geringen Spermienqualität assoziiert
Männer sind nicht ewig Jungbrunnen. Etliche Untersuchungen konnten zeigen, dass die Spermienqualität mit dem Alter nachlässt und dies zum Beispiel zu Kinderlosigkeit führt. Dass diese Defizite auch für Fehlgeburten verantwortlich sein können, wurde ebenfalls bereits gezeigt. So untersuchten im Jahr 2005 französische Forscher die Schwangerschaften von 5.121 amerikanischen Frauen und stellten fest: War der Vater älter als 35 Jahre, erlitten 30 Prozent mehr Frauen eine Fehlgeburt als wenn der Erzeuger jünger als 35 war. Schon damals wurden die Aborte mit schadhaften Erbinformationen in den Spermien erklärt. Diese DNA-Schäden führen dann zu einer fehlerhaften Entwicklung des Embryos, so dass es den ersten Schwangerschaftswochen abgestoßen wird.
DNA-Schäden im Sperma führen zu mehr Fehlgeburten
Nun kommen Forscher vom Imperial College London zu dem gleichen Ergebnis. Zudem haben sie auch eine mögliche Erklärung für die DNA-Schäden gefunden. Für die Studie untersuchte das Team um Channa Jayasena das Sperma von 50 Männern, deren Partnerinnen drei Fehlgeburten innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen hinter sich hatten. Die Ergebnisse wurden mit einer Sperma-Analyse von 60 Männern verglichen, deren Frauen dieses Schicksal bisher erspart geblieben war. Tatsächlich wiesen die Spermien der ersten Gruppe doppelt so viele DNA-Schäden auf wie die der Kontrollgruppe. Außerdem war die Konzentration der sogenannten reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) um das Vierfache erhöht. Diese Moleküle sollen Spermien vor Bakterien und Infektionen schützen. In derart hohen Konzentrationen können sie aber die Zellen der Spermien schädigen und damit auch die DNA, schreiben die Studienautoren im Fachjournal Clinical Chemistry, wo die Studienergebnisse soeben veröffentlicht wurden.
Bakterielle Infektionen können Samenzellen schädigen
„Obwohl keiner der Männer eine akute bakterielle Infektion hatte – etwa mit spermaschädigenden Chlamydien – könnten in der Prostata noch Keime von vorausgegangenen Infektionen schlummern, die dann zu einem permanent hohen Level an ROS führen“, sagte Dr. Channa Jayasena.
Alter und Übergewicht spielen eine Rolle
Jenseits der Sperma-Analysen konnte Jayasena noch einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Gruppen finden. Männer, deren Frauen eine Fehlgeburt erlitten hatten, waren mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren rund sieben Jahre älter als die Probanden der Kontrollgruppe. Sie brachten auch mehr Gewicht auf die Waage. Die Forscher sind nun dabei, den Einfluss von Alter und Übergewicht auf die reaktiven Sauerstoffspezies zu untersuchen. Außerdem wollen sie nach Möglichkeiten suchen, wie die Konzentration der ROS-Moleküle im männlichen Sperma gesenkt werden kann.
„Die Medizin hat lange gebraucht, um zu verstehen, dass nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter eine Rolle bei Fehlgeburten spielen“, sagt Jayasena. „Jetzt haben wir einen weiteren Anhaltspunkt, um Wegen zu finden, wie wir Fehlgeburten künftig verhindern können.“
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