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Screening auf Gebärmutterhalskrebs: Frauenärzte fordern Verschiebung

Montag, 9. Dezember 2019 – Autor:
Im Januar 2020 soll ein neues Screening-Programm für Gebärmutterhalskrebs starten. Eine Kombination aus HPV- und PAP-Test soll den Krebs im Frühstadium erkennen. Frauenärzte fordern nun, den Start zu verschieben.
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Ein neues Früherkenungsprogramm für Gebärmutterhalskrebs soll 2020 an den Start gehen – Foto: ©Markus Mainka - stock.adobe.com

Im Januar 2020 soll ein neues Screening-Programm für Gebärmutterhalskrebs starten. So beschloss es der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Bislang konnten Frauen jeden Alters einmal im Jahr einen PAP-Test machen lassen, bei dem eine Gewebeprobe entnommen wird. Künftig soll eine Kombination aus HPV- Test und PAP-Test die Frühstadien des Krebs noch zuverlässiger erkennen. Er wird Frauen im Alter von 35 bis 60 Jahren alle drei Jahre angeboten.

Doch nun kommt Protest von den Frauenärzten. Grundlegende Fragen sind bis jetzt ungeklärt, schreibt der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) in einem Offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Der BVF fordert daher, den Start des Screening-Programms zu verschieben.

Zuwenig Kolposkopie-Praxen

Ungeklärt seien vor allem Fragen rund um die spezielle Untersuchung, die ab Januar bei einem auffälligen Zellabstrich und/oder HPV-Test durchgeführt werden soll. Hierfür sollen Vagina und Gebärmutterhals mit einem besonderen Mikroskop untersucht werden, dem Kolposkop. Frauenärzte, die Kolposkopien durchführen, müssen eine spezielle Qualifikation erwerben.

Derzeit gebe es aber in ganz Deutschland bei weitem zu wenige Frauenärzte, die diese Untersuchungen anbieten können. Wartezeiten, die schnell über viele Monate anwachsen können, bis hin zu einem völligen Zusammenbruch des Systems, seien bereits jetzt abzusehen, so der BVF.

Verunsicherung der Patientinnen

"Unsere Patientinnen sind gewohnt, jedes Jahr einen Zellabstrich zu bekommen. Die neue ‚Krebsvorsorge light’ kann dazu führen, dass die Frauen das Gefühl bekommen, die Untersuchung sei nicht mehr so wichtig und erfordert deshalb einen hohen Beratungsaufwand durch den Gynäkologen", moniert auch Dr. Edgar Leißling, Vorstand des Gynäkologen-Verbandes GenoGyn.

"Hier hätten wir eine effektive Vorab-Aufklärung durch die Krankenkassen als unsere Vertragspartner in der Versorgung erwartet", so der Frauenarzt. "Das Chaos in den Praxen und die Verunsicherung der Frauen ist vorprogrammiert", meint auch BVF-Präsident Dr. Christian Albring.

Vergütung der Untersuchung ist ungeklärt

Was die Frauenärzte weiter kritisieren: Die Vergütung der neuen Untersuchungen ist noch nicht geklärt. "Wir wissen weder, wie unsere Leistung honoriert wird, noch wann und müssen mit massiven, ja existenzbedrohenden finanziellen Problemen für unsere Praxen rechnen", so Leißling.

Eines ist schon jetzt klar: Die digitale Dokumenation des Screenings, die verpflichtend vorgesehen war, wird zum Start nicht möglich sein, weil die entsprechende Praxis-Software noch nicht zur Verfügung steht. Mit Hilfe der Daten soll das Programm wissenschaftlich evaluiert werden.

Screening auf Gebärmutterhalskrebs soll starten

Der G-BA hat nun beschlossen, dass das Screening auf Gebärmutterhalskrebs zunächst ohne begleitende Dokumentation starten soll. Dr. Monika Lelgemann, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses Methodenbewertung: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, am vorgesehenen Programmstart festzuhalten, damit die anspruchsberechtigten Frauen ohne weiteren Verzug von den Vorteilen des Programms in Form von sensitiveren Testmethoden, verbesserten und qualitätsgesicherten Abklärungsalgorithmen, Einladungen und umfassender Programminformation profitieren können."

Die Informationsschreiben zum neuen Screening auf Gebärmutterhalskrebs sollen von den Krankenkassen noch rechtzeitig vor dem Programmstart versandt werden. Versicherteninformationen könnten die Arztpraxen bereits seit Ende November bei ihrer jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung bestelle, so Lelgemann. Bis zum 31. Dezember soll auch die Honorierung, die der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen mit der Kassenärztlichen Vereinigung aushandelt, geklärt sein. Das berichtet das Deutsche Ärzteblatt.

Foto: rh2010/adobe.com

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