Schonendes OP-Verfahren bei Prostata-Vergrößerung

Eine schonende Alternative zur Operation einer gutartigen Vergrößerung der Prostata kann die sogenannte Holmium-Laser-Enukleation sein. – Foto: AdobeStock/horizont21
Harninkontinenz, erektile Dysfunktion, Unfruchtbarkeit: Dies sind typische Komplikationen, die in der Folge von Prostata-Operationen auftreten können. Die Urologische Klinik am Uniklinikum Würzburg (UKW) hat jetzt ein neues OP-Verfahren etabliert, das dank eines neuartigen Laser-OP-Geräts offenbar sehr präzise und mit minimalistisch durchgeführt werden kann: die „Holmium-Laser-Enukleation“ zum Entfernen der gutartig vergrößerten Innendrüse der Prostata.
Laser-Enukleation: So läuft die Prostata-Operation ab
Wie das neue Verfahren im Detail funktioniert, erklärt, Charis Kalogirou, Oberarzt der Urologischen Klinik: „Bei der HoLEP wird unter Narkose oder Betäubung des Rückenmarks ein stabförmiges Resektoskop [Anm.: OP-Gerät für minimalinvasive Entfernung von Gewebe] über die Harnröhre in die Prostata eingeführt. An der Spitze des Instruments befindet sich neben einer Kamera, die uns das Operationsgebiet zeigt, eine Laserfaser.“ Über diese kann der Operateur nur wenige Millimeter weit reichende Energieimpulse senden, die auf ihrem Weg das Gewebe ablösen.
„Mit diesem hochpräzisen Werkzeug arbeiten wir ringsum an der Innenseite der Prostatakapsel entlang und lösen dabei Impuls für Impuls das Gewebe der gutartig gewucherten Innendrüse von der Kapsel ab. Wir imitieren quasi minimalinvasiv die offene Operation durch die Bauchdecke, bei der der Finger des Operateurs diesen Vorgang normalerweise übernimmt.”
Sobald die Innendrüse – oder Adenom – vollständig abgelöst ist, wird sie in die hinter der Prostata liegende Blase geschoben. Nun tauscht der Operateur das Innenleben des Resektoskops aus: Die Lasereinheit wird ersetzt durch einen Morcellator. Diese kombinierte Zerkleinerungs- und Absaugeinheit zerkleinert mit winzigen rotierenden Messern das Adenom-Gewebe in der Blase und saugt es gleichzeitig nach außen ab.
Drei Besonderheiten des neuen Laser-OP-Verfahrens
Was unterscheidet das neue OP-Verfahren von anderen?
- Nach einer Mitteilung des UKW ist die Laser-Enukleation auch dann gut einsetzbar, wenn bei Patienten die Prostata stark vergrößert ist.
- Der Gewebeabtrag erfolgt in der Regel sehr viel gründlicher, als dies beispielsweise mit einer konventionellen Elektroschlinge möglich ist.
- Die Laser-Enukleation macht es auch möglich, besonders blutungsarm zu operieren – im Vergleich zum konventionellen offenen Eingriff und sogar im Unterschied zu anderen Alternativverfahren. Statt nur einem werden kurz hintereinander zwei Energieimpulse ins Gewebe abgegeben, wobei dieser zweite Impuls für eine bessere Blutstillung sorgt. Der Fachbegriff hierfür ist „Pulsmodulation“. Das blutungsarme Operieren ist besonders bei den Patienten von hoher Relevanz, die blutverdünnende Medikamente nicht absetzen dürfen.
Zielgruppe: Prostata-Patienten, bei denen Medikamente nicht helfen
Die Zielgruppe für das neue OP-Verfahren der Holmium-Laser-Enukleation ist laut Oberarzt Kalogirou breit: „Nahezu jeder Patient mit gutartiger Prostatavergrößerung, bei dem medikamentöse Therapieversuche fehlgeschlagen sind und der eine operative Versorgung benötigt, kommt in Frage.“ Bislang wurden schon über 100 dieser Eingriffe an der Urologischen Klinik des UKW durchgeführt.
Laser kann auch Blasen- oder Nierensteine entfernen
Nach Angaben des Würzburger Uniklinikums eignet sich das neue Holmium-Lasersystem nicht nur zur Operation von Erkrankungen der Prostata, sondern auch für das Zertrümmern von Blasen-, Harnleiter- und Nierensteinen, die „Lithotripsie“.