Schlaganfall: Intensive Reha in der Frühphase bringt keinen Zusatznutzen

Je früher, desto besser: Das gilt nicht unbedingt für die Physiotherapie nach Schlaganfall
Bisher galt: Je mehr Physiotherapie nach einem Schlaganfall zum Einsatz kommt, desto besser ist es. Und die meisten Mediziner sind der Ansicht, dass die Rehabilitationsmaßnahmen so früh wie möglich einsetzen sollten, da es durch eine gute Nachsorge vor allem innerhalb der ersten Monate zu einer wesentlichen Besserung der Symptome kommen kann. Ob dies aber auch für die ersten beiden Wochen nach dem Schlaganfall gilt, ist umstritten. Manche Experten fürchten sogar, dass zu viel Training in der Frühphase dem Gehirn sogar schaden und seine Selbstheilungskräfte beeinträchtigen könnte. Dieser Verdacht wurde vor allem durch die AVERT-Studie, die vor mehreren Jahren durchgeführt wurde, geschürt.
Intensives Training in den ersten zwei Wochen nutzlos
An der nun veröffentlichten AMOBES-Studie nahmen 104 Patienten teil, die innerhalb der vorhergehenden zwei Wochen einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten. Während eine Hälfte der Probanden eine eher milde Physiotherapie erhielt, die vor allem darauf abzielte, Schäden durch Immobilisierung zu verhindern, wurden die anderen ab spätestens 72 Stunden nach dem Schlaganfall intensiv trainiert. Dafür absolvierten sie neben den üblichen Maßnahmen ein tägliches 45-minütiges Bewegungstraining in Abhängigkeit von ihrer körperlichen Konstitution. Ab der dritten Woche erhielten alle Patienten dann die gleichen Reha-Maßnahmen.
Das Ergebnis: Nach 90 Tagen gab es bei den motorischen Fähigkeiten der Patienten keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Somit konnte die intensive Physiotherapie in der Frühphase nach dem Schlaganfall keinen Vorteil aufweisen. Ob sie hingegen sogar schädlich sein könnte, konnte die Studie, die in den Annals of Physical and Rehabilitation Medicine veröffentlicht wurde, aber auch nicht zeigen.
Reha nach Schlaganfall grundsätzlich wichtig
In Deutschland erleiden rund 270.000 Menschen jedes Jahr einen Schlaganfall. Rund 20 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb von vier Wochen, über 37 Prozent innerhalb des folgenden Jahres. Damit ist Schlaganfall nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Von den überlebenden Patienten bleibt etwa die Hälfte auch noch ein Jahr nach dem Schlaganfall behindert und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Insgesamt leiden rund eine Million Bundesbürger an den Folgen dieser Erkrankung. Allgemein gilt, dass Reha-Maßnahmen nach dem Schlaganfall die körperlichen und geistigen Folgen entscheidend mildern können.
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