Neue Wirkstoffkombination gegen Carbapenem-resistente Bakterien vermutlich wenig wirksam

Alarmierend: Infektionsforscher haben Resistenzen gegen die neue Wirkstoffkombination Aztreonam-Avibactam nachgewiesen – Foto: © Adobe Stock/ jarun011
Enterobakterien wie Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae stehen auf der WHO-Liste der zwölf multiresistenten Krankheitserreger, für die dringend neue Wirkstoffe benötigt werden. Die gefürchteten Krankenhauskeime sind häufig selbst gegen das Notfall Antibiotikum Carbapeneme resistent. Hoffnung machte unterdessen eine neue Kombination aus zwei antimikrobiellen Substanzen – Aztreonam und Avibactam. Derzeit wird die fixe Kombination dieser beiden Substanzen nur in klinischen Studien eingesetzt, um etwa schwere Infektionen in Darm und Harnwegen zu behandeln.
Resistenzen gegen Kombi aus Aztreonam und Avibactam nachgewiesen
Doch schon vor dem routinemäßigen Einsatz in Deutschland könnte sich die Hoffnung auf die neue Therapieoption zerschlagen haben. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) konnten im Rahmen der Surveillance-Studie für hochresistente Erreger in Hessen (SurvCARE) mittels Genomanalyse bereits Bakterien finden, denen diese neue Kombination nichts mehr anhaben kann.
„Das ist besorgniserregend, denn diese Wirkstoff-Kombination wird hier noch nicht klinisch eingesetzt“, erklärt der Gießener Mikrobiologe und DZIF-Wissenschaftler Prof. Dr. Trinad Chakraborty. Alarmierend sei hierbei auch die Tatsache, dass diese Resistenz auch bei Bakterien gefunden wurde, die in Deutschland sehr häufig vorkommende Carbapenemasen tragen. Dadurch werde das Potenzial von Aztreonam-Avibactam als Initialtherapie deutlich eingeschränkt. „Die Erwartung als Hoffnungsträger-Kombination bei Infektionen mit Carbapenem-resistenten Erregern kann möglicherweise nicht erfüllt werden“, betont der Chakraborty.
Carbapenem-resistente Erreger nehmen weltweit zu
Aztreonam-Avibactam ist eine Kombination aus dem älteren Antibiotikum Aztreonam und dem neueren Hemmstoff Avibactam, der die Wirksamkeit der Resistenz gegen Carbapeneme aufheben kann und so die Bakterien wieder angreifbar macht. Bisher sind Infektionen mit solchen Carbapenem-resistenten Erregern oftmals nur sehr schwer zu behandeln, da die Therapieoptionen mit vorhandenen Antibiotika stark eingeschränkt oder sogar gar nicht mehr gegeben sind. Diese Resistenz entsteht durch eine spezifische Kombination aus Veränderungen in vorhandenen Strukturen der Bakterien in Verbindung mit dem Erwerb bestimmter Resistenzgene.
Dass nun auch Resistenzen gegen die neue Wirkstoffkombination gefunden wurden, ist besorgniserregend. Das Vorkommen Carbapenem-resistenter Erreger steigt weltweit stetig an. Griechenland und Italien gehören in Europa zu den am stärksten betroffenen Ländern.