Neue Therapie gegen ADHS: Hirnstimulation soll Aufmerksamkeit verbessern

Hilfe ADHS! An der Uni Oldenburg wird gerade die Transkranielle Elektrische Neurostimulation entwickelt – Foto: ©grafikplusfoto - stock.adobe.com
Personen mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe zu lenken. Deswegen tun sich zum Beispiel betroffene Kinder schwer, längere Zeit stillzusitzen. Ärzte verschreiben dann oft Ritalin, was höchst umstritten ist. Denn viele werden das Medikament Jahrzehntelang weiternehmen.
Eine Alternative zur medikamentösen Therapie sind Hirnstimulationen. Verschiedene Ansätze werden gerade entwickelt oder erprobt. Darunter die invasive Tiefe Hirnstimulation, die aber einen operativen Eingriff erforderlich macht. Und die schonendere Transkranieller Elektrischer Neurostimulation, bei der die Elektroden nur vorübergehen außen am Kopf befestigt werden. Das Verfahren wird gerade an der Universität Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Firma neuroConn und etlichen anderen Partnern entwickelt und vom Bundesforschungsministerium (BMBFfür drei Jahre mit knapp 1,3 Millionen Euro gefördert.
Hirnareale werden elektrisch aktiviert
„Die verminderte Aufmerksamkeit geht bei ADHS-Patienten mit einer verminderten Aktivität bestimmter Gebiete des Gehirns einher“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Christoph Herrmann von der Uni Oldenburg. Hier könnte die sogenannte transkranielle elektrische Hirnstimulation Abhilfe schaffen. „Die Idee hinter diesem Verfahren ist, mit sehr schwachen elektrischen Strömen die für die Aufmerksamkeit relevante Hirnaktivität von außen gezielt zu beeinflussen“, so Herrmann.
Forschung beginnt erst
In einem ersten Schritt ermitteln die Wissenschaftler mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) an einzelnen, nicht von ADHS betroffenen Probanden, welche Hirnaktivität bei ihnen für die Aufmerksamkeit verantwortlich ist. Aus diesen Experimenten leiten die Forscher die Parameter für die eigentliche Hirnstimulation ab. Diese soll bei ADHS die entsprechende Aktivität des Gehirns wieder auf ein gesundes Maß bringen. Die Forscher erhoffen sich, auf diese Weise auch die Aufmerksamkeit der Patienten zu verbessern.
Ergänzendes Verfahren
„Künftig könnte dieser technologische Therapieansatz eine Alternative beziehungsweise Ergänzung zu den bereits vorhandenen medikamentösen und psychotherapeutischen Ansätzen bieten“, sagt Herrmann. Ziel des Vorhabens ist zunächst, ein Gerät zu entwickeln, mit dem die Wissenschaftler die Wirksamkeit prinzipiell zeigen können. Diesen Demonstrator werden die Projektpartner anschließend in mehreren Studien zunächst bei gesunden Probanden und später auch bei ADHS-Patienten testen.
Übrigens zeigte unlängst eine Studie der Universität Regensburg, dass Sport bei ADHS helfen kann. Dabei war es egal, ob Jungens Fußball spielten oder Mädchen turnten. Der positive Effekt auf die Aufmerksamkeit tritt demnachbei jeder Sportart auf.
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