Neue Richtwerte erleichtern Diagnose von Blutvergiftungen

Blutvergiftungen enden häufig tödlich. – Foto: DOC RABE Media - Fotolia
MRSA sind mittlerweile in aller Munde. Die multiresistenten Keime führen insbesondere in Krankenhäusern immer wieder zu schweren Infektionen. Die Todesursache ist dann meist eine bakterielle Sepsis, also eine Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion, die sich über das Blut auf den ganzen Körper ausbreitet.
Trotz ständiger Verbesserung der medizinischen Versorgung stellen solche schweren Infektionen immer noch ein großes Problem dar. Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 150.000 Menschen an einer Sepsis, die umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt wird. In über 30 Prozent der Fälle endet sie sogar tödlich. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun untersucht, wie die diagnostischen Prozesse bei einer Blutvergiftung verbessert werden können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im „Journal of Clinical Microbiology“.
Blutkulturdiagnostik ermöglicht Bestimmung der Erreger
Um eine Sepsis festzustellen, setzen Ärzte die sogenannte Blutkulturdiagnostik ein. Dabei werden Blutkulturen angelegt, um unter anderem die Erregerstämme, die zur Blutvergiftung geführt haben, zu bestimmen und Resistenzmechanismen aufzudecken. Die Methode ist nach Expertenmeinung sehr sicher, doch sie wird nicht häufig genug angewendet, wie auch Professor Rafael Mikolajczyk, Leiter der Arbeitsgruppe „Epidemiologische und statistische Methoden“ am HZI bemängelt.
Forscher des HZI haben daher in Zusammenarbeit mit dem „Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen“ und dem „Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum Sepsis und Sepsisfolgen“ einen Richtwert ermittelt, an dem Kliniken ablesen können, wie häufig sie eine Blutkulturdiagnostik durchführen sollten. Nur wenn die Kliniken diesen Richtwert erreichen, werden die meisten Sepsisfälle rechtzeitig und zuverlässig erkannt und die betroffenen Patienten können adäquat behandelt werden.
Todesfälle durch Blutvergiftungen reduzieren
„Zunächst beschränken wir uns auf Intensivstationen, da hier der größte Teil der Sepsisfälle auftritt“, erläutert Dr. André Karch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am HZI und Erstautor der Studie. „In diesem Zusammenhang konnten wir auch zeigen, dass nur ein Drittel der in unserer Studie untersuchten Intensivstationen Blutkulturen in ausreichender Menge anlegt. Auf Intensivstationen, die nicht an der Studie teilgenommen haben, könnte dies sogar noch seltener passieren.“
Die Wissenschaftler am HZI möchten nun durch weitere Studien Richtwerte für andere Stationen in Krankenhäusern ermitteln. „Langfristig hoffen wir, den Krankenhäusern damit zu helfen, ihre Sepsisdiagnostik zu verbessern“, so Karch. Dies sei ein wichtiger Schritt, um die Zahl der Todesfälle durch Blutvergiftungen zu senken.
Foto: © DOC RABE Media - Fotolia.com