Neue Leitlinie soll Überlebenschancen bei Lungenkrebs verbessern

Die neue Leitlinie soll Prävention, Behandlung und Nachsorge bei Lungenkrebs in Deutschland deutlich voranbringen. – Foto: AdobeStock/utah51
Die Statistik spricht eine klare Sprache: Rund 50.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Lungenkrebs. Nur 10 bis 20 Prozent der Betroffenen überleben die darauffolgenden fünf Jahre. „Damit ist das Lungenkarzinom die Krebserkrankung mit der höchsten Mortalitätsrate unter allen Tumorerkrankungen“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Nach dreijähriger Ausarbeitungszeit ist jetzt die neue „S3-Leitlinie Lungenkarzinom“ im Rahmen des Deutschen Krebskongresses in Berlin veröffentlicht worden.
„Leitlinie“: Für profunde Entscheidungen von Ärzten und Patienten
Das auf neueste wissenschaftliche Erkenntnissen gegründete medizinische Kompendium soll Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge in Deutschland deutlich verbessern und die flächendeckende Umsetzung einer multidisziplinären, qualitätsgesicherten und sektorenübergreifenden Versorgung des Lungenkarzinoms gewährleisten. Eine „Leitlinie“ in der Medizin ist eine systematische Wissenssammlung, die die Entscheidungsfindung von Ärzten wie von Betroffenen auf ein solides Fundament stützen und hier für Transparenz sorgen soll.
Neue S3-Leitlinie soll Überlebenschancen verbessern
„Mit den neuen Erkenntnissen wird es möglich sein, die Behandlungen zu verbessern und die Überlebenschancen von Patienten zu steigern. Mediziner bekommen zudem eine bessere Entscheidungsgrundlage bei der Versorgung durch evidenzbasierte und formal konsentierte Empfehlungen. Ein wichtiger Meilenstein für die Krebstherapie“, sagt Professor Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Die Fachgesellschaft hatte die Leitlinie federführend vorangetrieben.
Lungenkrebs: Therapie soll stärker individualisiert werden
Mehr als 600 Seiten umfasst die aktualisierte S3-Leitlinie. Neben der DGP ist die Deutsche Krebsgesellschaft federführend aktiv; rund 50 Experten aus der Wissenschaft haben an der Erstellung der Leitlinie mitgewirkt. „Damit haben wir den aktuellsten Therapiestandard abgebildet, der in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat“, sagt Professor Wolfgang Schütte, Gesamtkoordinator der Leitlinie und einer der federführenden Autoren. „Wir haben die neuen, sehr vielfältigen und vielversprechenden Therapiemöglichkeiten abgebildet. Aufgrund dieser Vielfalt kommt es zu einer immer stärkeren Individualisierung in der Therapie des Lungenkarzinoms.“
Lungenkrebs-Behandlung: Was künftig anders laufen soll
Wie die Behandlung von Lungenkrebs aussehen kann und sollte, beschreibt Leitlinien-Koordinator Schütte so: „Jeder Patient soll mit neu diagnostiziertem Lungenkarzinom in einem Thorax-Onkologischen Tumorboard vorgestellt werden. Die Entscheidungen sollen sich dort an den aktuell gültigen Leitlinien orientieren. Unter gewissen Bedingungen kann aber auch eine abweichende Therapieentscheidung getroffen werden.“ Außerdem setzen sich die Leitlinien-Autoren für eine Optimierung der Diagnosekette und der stadiengerechten Therapie ein – sowohl bei der Erst-Erkrankung als auch beim Wiederauftreten eines Tumors beziehungsweise bei einer Metastasierung.
Hoffnung ruht auf neuen Medikamenten-Entwicklungen
Große Chancen sieht Leitlinien-Autor Schütte, der auch Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau ist, vor allem in der großen Dynamik bei der Entwicklung neuer Therapieoptionen: „Gerade in der Immuntherapie gibt es viele neue Medikamenten-Entwicklungen, die sehr zielgerichtet eingesetzt werden können.“