Neue Leitlinie für Therapie des Kontaktekzems

Die Behandlung des Kontaktekzems benötigt viel Erfahrung. – Foto: Dagmar Gärtner - Fotolia
In Deutschland sind Schätzungen zufolge etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von einem Kontaktekzem betroffen. Die vielgestaltigen klinischen Erscheinungsformen des Kontaktekzems machen die Diagnosestellung nicht immer einfach, insbesondere wenn Superinfektionen das klinische Bild überlagern. Eine neue Leitlinie dient nun als Orientierungshilfe. In die Empfehlungen sind auch die persönlichen klinischen Erfahrungen der Autoren eingeflossen, denn beim Kontaktekzem haben sich unter anderem auch Therapieverfahren als sinnvoll erwiesen, für die es keine eindeutigen Wirksamkeitsbelege in Form von Doppelblindstudien gibt.
Leitlinie Kontaktekzem
Die S1-Leitlinie „Kontaktekzem“ unter Federführung von Professor Jochen Brasch von der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Kiel gibt einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Formen des Kontaktekzems, mögliche Auslöser, exogene und endogene Einflussfaktoren sowie wichtige Differenzialdiagnosen. Die Autoren betonen, dass auch immer die Möglichkeit in Betracht gezogen werden sollte, dass das Kontaktekzem berufsbedingt sein könnte. Ein entsprechender Verdacht sollte der gesetzlichen Unfallversicherung gemeldet werden.
Irritatives und allergisches Kontaktekzem unterscheiden
Entscheidend für die Diagnosestellung sind Anamnese und klinisches Bild. Beim irritativen Kontaktekzem spielen oft Auslöser wie Reinigungs- und Lösungsmittel oder häufiger Wasserkontakt eine Rolle. Bei Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem sollte ein Epikutantest erfolgen, dessen Durchführung und Relevanzbewertung höchste Sorgfalt erfordere und sich an der entsprechenden Leitlinie orientieren sollte, so Brasch.
Da ein Kontaktekzem überwiegend durch exogene Noxen, also schädliche Substanzen, bedingt ist, muss der erste therapeutische Schritt immer sein, den Kontakt mit diesen Stoffen zu unterbinden. Weiterhin ist oft eine symptomatische Therapie des Kontaktekzems notwendig; meist ist eine Behandlung mit Glukokortikoiden angezeigt. Calcineurinantagonisten sind beim Kontaktekzem zwar nicht zugelassen und weniger wirksam, können aber wegen des fehlenden Atrophierisikos in empfindlichen Hautarealen wie dem Gesicht vorteilhaft sein. Bei chronischen Ekzemen wurden zudem für die UV-Therapie positive Ergebnisse beschrieben. Vom Einsatz topischer nichtsteroidaler Antiphlogistika beim Kontaktekzem sei hingegen abzuraten, so Brasch.
Immuntherapie bei Kontaktekzem ohne Erfolg
Für schwere akute oder therapieresistente Kontaktekzeme kann eine kurzfristige systemische Glukokortikoidtherapie angezeigt sein. Bei chronischem Handekzem zeigt vielfach die systemische Gabe von Alitretinoin oder – bei Therapieresistenz – die orale Gabe von Ciclosporin A sehr gute Erfolge. Für alle Patienten mit Kontaktekzem ist zudem eine feuchtigkeitsspendende Basispflege zur Unterstützung der Hautbarriere-Regeneration und zur Rückfallprophylaxe sinnvoll. Bei einer mikrobiellen Besiedelung sind zudem Antiseptika erforderlich. Versuche, mittels Immuntherapie eine Toleranz zu induzieren, waren hingegen bislang wenig erfolgreich.
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