Neue gefährliche Zecken-Art in Deutschland gefunden

Die tropische Zecken-Art Hyalomma marginatum (re.) im Vergleich zum Gemeinen Holzbock
Ein Team der Uni Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) hat in Deutschland Zecken der Gattung Hyalomma gefunden. Eine der Zecken trug ein gefährliches Bakterium in sich, Rickettsia aeschlimannii, einen bekannten Erreger des Zecken-Fleckfiebers.
Die in den Tropen beheimatete Zecken-Art fühlte sich in diesem heißen und trockenen Sommer sehr wohl. Zwar fanden die Fachleute bislang nur sieben Exemplare, doch sie befürchten, dass sich diese Art möglicherweise auch hierzulande ausbreiten könnte. "Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen", sagt Prof. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim.
Auffällig gestreifte Beine und größer als der Holzbock
Die tropischen Zecken hatten vier Pferde und ein Schaf befallen. "Fünf Zecken haben wir zweifelsfrei bestimmen können, vier sind der Art Hyalomma marginatum und eine der Art Hyalomma rufipes zuzurechnen. Die beiden restlichen hatte der Pferdebesitzer beim Einsammeln verloren", erklärt Dr. Lidia Chitimia-Dobler, Zeckenexpertin am IMB. Bis 2017 gab es lediglich zwei Einzelfunde.
Die Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen sind viel größer als der normale Holzbock. Sie waren im Raum Hannover, in Osnabrück und in der Wetterau aufgetaucht, vermutlich über Vögel eingeschleppt. Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes sind ursprünglich in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet. In Mittel- und Nordeuropa kamen sie bisher nicht vor.
Neue gefährliche Zecken-Art in Deutschland gefunden
Im eurasischen Raum gelten beide Arten als wichtige Überträger des Virus, das das Hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber verursacht und des Alkhumra-Virus, den Erreger des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers sowie des Zecken-Fleckfiebers. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren. Die gefährliche Zecken-Art kann sich aktiv auf ihren Wirt zubewegen und legt dabei eine Strecke von bis zu 100 Metern zurück. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt der Tiere.
Larven und Nymphen dagegen sind vor allem an Vögeln und Kleinsäugetieren zu finden. Sie benutzen das gleiche Tier zum Blutsaugen und bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden. "Wir bereiten uns darauf vor, ihr in den nächsten Monaten womöglich noch öfters zu begegnen", sagt Mackenstedt in einer Pressemitteilung.
Afrikanische Hundezecke hat sich bis Dänemark ausgebreitet
Ixodes inopinatus aus dem Mittelmeerraum beispielsweise habe sich inzwischen bis Dänemark ausgebreitet. Bei einer anderen Art, der ursprünglich in Afrika beheimateten Braunen Hundezecke Rhipicephalus sanguineus, sind Exemplare an Hunden gefunden worden, die ihren Hof nie verlassen hatten, so Dr. Mackenstedt. Damit konnten sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein - ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.
Die in Deutschand verbreitete Zecken-Art, der Gemeine Holzbock, kann Borreliose und FSME übertragen. Gegen die gefährliche Hirnhautentzündung FSME gibt es eine Impfung, gegen Borreliose nicht. Auch die FSME-Risikogebiete haben sich in den vergangenen Jahren vom Süden Deutschlands weiter nach Norden ausgebreitet.
Foto: Lidia Chitimia-Dobler/IMB