Nahrungsergänzungsmittel: BfR aktualisiert Höchstmengenempfehlungen

Das BfR warnt vor Überdosierungen bei Nahrungsergänzungsmitteln – Foto: ©lisa_16 - stock.adobe.com
Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland greift regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln. Neben Vitaminen und Mineralstoffen enthalten die Produkte teilweise auch andere Stoffe mit physiologischer Wirkung wie Aminosäuren, Fettsäuren, Pflanzenextrakte oder Mikroorganismen. Die Werbung verspricht positive Effekte für Gesundheit, Wohlbefinden und verbesserte Leistungsfähigkeit, obwohl Experten immer wieder betonen, dass eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung einen gesunden Körper im Allgemeinen mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt. Werden zusätzlich hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen oder angereicherte Lebensmittel verzehrt, steigt das Risiko für unerwünschte gesundheitliche Effekte durch hohe Nährstoffzufuhren. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine im Jahr 2004 vorgeschlagenen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe geprüft und anhand neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet.
Das Ziel: Unter- und Überversorgung vermeiden
Verbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln existieren derzeit weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene, wenngleich in Deutschland und anderen europäischen Ländern in den vergangenen Jahren verschiedene Modelle für die Höchstmengenableitung entwickelt und diskutiert wurden. „Die Besonderheit der Risikobewertung von lebensnotwendigen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen liegt darin, dass sowohl die Risiken einer Mangel- als auch einer Überversorgung berücksichtigt werden müssen“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Die konkreten Ergebnisse und die neuen empfohlenen Höchstmengen für die einzelnen Nährstoffe wurden im „Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ veröffentlicht.
Die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen zielen darauf ab, ausreichende Ergänzungsmöglichkeiten für Personen mit geringer Nährstoffzufuhr zu bieten, ohne bei adäquater Nährstoffzufuhr das Risiko für Überschreitungen wesentlich zu erhöhen. Die Höchstmengenvorschläge beziehen sich zunächst nur auf Nahrungsergänzungsmittel und gelten, sofern nicht anders vermerkt, für Jugendliche ab 15 Jahre und Erwachsene. Bei einem Teil der Höchstmengen empfiehlt das BfR zusätzlich verpflichtende Angaben auf den Produkten. Außerdem macht das Institut darauf aufmerksam, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse und zukünftige Marktentwicklungen gegebenenfalls Anpassungen der Höchstmengen erforderlich machen.
Überdosierungen können gesundheitsschädlich sein
Deutschland ist mit einem Umsatz von etwa einer Milliarde Euro pro Jahr einer der größten Märkte für Nahrungsergänzungsmittel in der EU – mit steigender Tendenz. Dabei werden hierzulande durch die herkömmliche Ernährung bis auf wenige Ausnahmen ausreichende Mengen an Mikronährstoffen aufgenommen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Nahrungsergänzungsmittel daher nicht notwendig. Ausnahmen bilden Folatäquivalente, Vitamin D und Jod sowie Calcium und Eisen bei Frauen in einem bestimmten Lebensalter. Davon abgesehen gilt jedoch: Von einer zusätzlichen, über den Bedarf hinausgehenden Aufnahme von Mikronährstoffen sind keine positiven Wirkungen zu erwarten sind, zum Teil sogar im Gegenteil. Daher dienen die vom BfR vorgeschlagenen Höchstmengen vor allem dazu, den großen Teil der gut versorgten Bevölkerung vor übermäßigen Nährstoffaufnahmen zu schützen.
Als besonders hoch muss dem BfR zufolge das Risiko für eine Überschreitung der Werte bei Vitamin A, Calcium, Zink und Kupfer angesehen werden. Gesundheitliche Nachteile durch Aufnahmen, die weit über den Referenzwerten liegen, sind vor allem bei den Vitaminen E, K und C und – noch stärker – bei β-Carotin und Eisen zu erwarten. Bei anderen Nährstoffen, wie beispielsweise den Vitaminen B1, B2 und B12 sowie Biotin und Pantothensäure, sind hingegen selbst bei stark überhöhter Zufuhr nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine unerwünschten Effekte zu erwarten – allerdings auch keine positiven.
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