Nächtlicher Bluthochdruck: So gefährlich ist er fürs Herz

Viele bemerken ihn nicht: Bluthochdruck in der Nacht. Dabei gilt er als besonders gefährlich. – Foto: ©WavebreakmediaMicro - stock.adobe.com
Ein hoher Blutdruck in der Nacht gilt als besonders wichtiger Risikofaktor für künftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar den Tod des Patienten. Er ist dabei auch weitaus gefährlicher als tagsüber erhöhter Blutdruck. Festgestellt werden kann der nächtliche Bluthochdruck nur durch eine Blutdruck-Langzeitmessung. Eine US-amerikanische Studie konnte bestätigen, dass neben dem 24-Stundendurchschnittswert des Blutdrucks der nächtliche Bluthochdruck tatsächlich den größten Risikofaktor für die Patienten darstellt. Veröffentlicht wurde die Studie im amerikanischen Ärzteblatt JAMA.
Blutdruck-Langzeitmessung wichtig für Prognose
Eine ambulante Blutdruck-Langzeitmessung (ABDM) erzeugt eine Vielzahl von Daten, deren Bedeutung für das individuelle Risiko des Patienten nicht immer ganz klar ist. Die IDACO-Studie („Ambulatory Blood Pressure in Relation to Cardiovascular Outcome“) sammelt daher seit 1988 die Ergebnisse von ABDM, um sie mit der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen in Verbindung zu setzen und die Risikofaktoren abschätzen zu können.
Blutdruck in der Nacht bestimmt Mortalitätsrisiko
Wie sich zeigte, wurde das größte Risiko bei nächtlichem systolischen Bluthochdruck gefunden. Jeder Anstieg des systolischen Blutdrucks um 20 mm Hg erhöhte dabei das Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis um 36 Prozent und das Sterberisiko um 23 Prozent. Der zweitwichtigste Prognosefaktor war der durchschnittliche Blutdruck über die Gesamtdauer der Messung.
Die Studie bestätigt damit die prognostische Bedeutung des nächtlichen Blutdrucks. Auch wenn also tagsüber der Blutdruck hoch ist, kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sehr unterschiedlich sein – je nachdem, wie sich der Blutdruck in der Nacht entwickelt. So starben von den Patienten, bei denen der Blutdruck nachts um mehr als 20 Prozent des Tageswerts fiel, im Verlauf von 10 Jahren „nur“ 3,73 Prozent.
Bei einem „normalen“ Abfall von 10 bis 20 Prozent betrug das Risiko 4,08 Prozent. Und bei einem sehr geringen nächtlichen Abfall von weniger als 10 Prozent („Non-Dipping“) stieg die Mortalität auf 4,62 Prozent. Patienten, bei denen der Blutdruck in der Nacht sogar höher war als tagsüber, hatten ein Sterblichkeitsrisiko von 5,74 Prozent.
Im Zweifel Blutdrucklangzeitmessung durchführen lassen
Eine Blutdruck-Langzeitmessung funktioniert im Prinzip wie eine normale Blutdruckmessung, nur über 24 Stunden. Mithilfe einer Oberarmmanschette, die sich automatisch aufpumpt, wird der Blutdruck tagsüber alle 15 Minuten und nachts alle 30 Minuten gemessen. Auf diese Weise wird ein Blutdrucktagesprofil erstellt.
Die Untersuchung wird unter anderem in folgenden Fällen durchgeführt:
- Zur Diagnose oder Ausschluss einer behandlungspflichtigen Hochdruckerkrankung.
- Zur Erfolgskontrolle einer medikamentösen Therapie bei Bluthochdruck
- Bei sogenanntem Weißkittelhochdruck. Hierbei kommt es durch die Aufregung während eines Arztbesuches zur Blutdruckerhöhung, während ansonsten normale Blutdruckwerte vorliegen.
- Bei Verdacht auf krisenhafte Blutdruckanstiege bei sonst normalen Gelegenheitswerten.
Wer vermutet, unter nächtlichem Bluthochdruck zu leiden, sollte sich unbedingt einer Langzeit-Blutdruckmessung unterziehen.
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