MRNA-Impfstoffe schützen nicht nur vor schweren COVID-19-Verläufen, sondern auch grundsätzlich vor einer Infektion

Anders als bei herkömmlichen Impfstoffen werden bei mRNA-Vakzinen gegen Covid-19 nicht abgetötete oder abgeschwächte Erreger gespritzt, um eine Immunreaktion auszulösen, sondern nicht-infektiöses Viren-Erbgut. – Foto: AdobeStock/CROCOTHERY
Der in Deutschland entwickelte mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer war der erste in der EU gegen Covid-19 zugelassene – und zugleich der erste zugelassene mRNA-Wirkstoff in der Geschichte der Medizin. Mit dieser völlig neuen Arznei-Generation verbanden sich von vornherein immense Hoffnungen. Eine US-Studie bestätigt jetzt: MRNA-Impfstoffe schützen nicht nur vor schweren COVID-19-Verläufen, wie in der klinischen Prüfung vor der Zulassung bestätigt und von den Herstellern angegeben – sondern in den allermeisten Fällen sogar vor der Infektion selbst.
US-Behörde: „Infektionsrisiko um 90 Prozent verringert“
Wissenschaftler aus den USA haben in einer aktuellen Studie einen hohen Infektionsschutz durch mRNA-Impfstoffe bestätigt. „Die Ergebnisse zeigten, dass nach der zweiten Impfstoffdosis das Infektionsrisiko zwei oder mehr Wochen nach der Impfung um 90 Prozent verringert wurde", teilte jetzt die US-Gesundheitsbehörde CDC mit. Weil Corona-Infektionen bei vielen Patienten ohne Symptome verlaufen – oder nur mit schwachen, die den Allerweltssymptomen etwa grippaler Infekte gleichen – bleiben sie immer wieder unentdeckt. Die Infizierten stellen – ohne es zu ahnen – jedoch eine Gefahr für ihre Umgebung dar und geben die Krankheit leise weiter.
Hoffnung auf Unterbrechung der Infektionsketten
Eine Besonderheit der US-Studie: In ihr wurden auch diese sogenannten asymptomatischen Infektionen erfasst, die mit zehn Prozent nur den kleinsten Teil aller positiven Tests ausmachen. Fachwelt und Politik verbinden nun mit den mRNA-Impfstoffen die Hoffnung, dass geimpfte Personen andere nur sehr selten anstecken – und damit die gefährlichen Infektionsketten unterbrochen werden können.
Weitergabe des Coronavirus bei Geimpften unwahrscheinlich
Die US-Gesundheitsbehörde hat in ihrer Expertise zwei mRNA-Vakzine unter die Lupe genommen: den in Deutschland von Biontech entwickelten und vom US-Pharma-Riesen Pfizer produzierten sowie den des US-Herstellers Moderna. Für die Studie wurden zwischen Dezember und März rund 4.000 Personen im medizinischen Bereich wöchentlich getestet. Die Ergebnisse bestätigten jetzt vorherige Studien, die ebenfalls darauf hinweisen, dass eine asymptomatische Weitergabe des Coronavirus bei Geimpften eher unwahrscheinlich ist. Eine Großstudie aus Israel etwa ergab, dass der BioNTech/Pfizer-Impfstoff eine Übertragung von Sars-Cov-2 zu 89,4 Prozent verhindert – asymptomatische Fälle mit einbezogen. Infektionsfälle mit Symptomen würden demnach sogar um 93,7 Prozent verringert.
Studie bestätigt Infektionsschutz schon nach der ersten Dosis
Schon nach der ersten der zwei Impfungen, die für eine maximale Wirksamkeit nötig sind, beobachtete die CDC einen beachtlich hohen Infektionsschutz. So sei die Zahl der Infektionen schon nach Verabreichung der ersten Dosis um rund 80 Prozent zurückgegangen. Die Bedeutung der jetzt vorgelegten Studie liegt auch darin, dass hier Infektionsraten ermittelt wurden. Die Hersteller hatten in ihren Studien nur untersucht, wie wirksam die Stoffe gegen den Ausbruch der Krankheit Covid-19 sind.
Wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?
MRNA-Vakzine sind eine neue, biotechnologisch konstruierte Art von Impfstoffen. Die Abkürzung „mRNA“ steht dabei für Englisch „messenger-ribonucleic acid“ – „Boten-Ribonukleinsäure“. Anders als die in der westlichen Medizin bisher genutzten Impfstoffe enthalten sie keine abgeschwächten oder abgetöteten Viren oder Bakterien, sondern Teile des Erbmaterials der Viren. Dies haben mRNA-Vakzine mit den mit ihnen verwandten DNA- und Vektor-Impfstoffen gemeinsam.
Bei der Impfung wird dieses Erbmaterial als Bauplan für das Oberflächenprotein des Coronavirus-2 oder eines Teils davon in die Körperzellen des Geimpften eingeschleust und dort abgelesen. Im Anschluss daran stellt die Zelle die entsprechenden Oberflächenstrukturen (Proteine) des Virus selbst her. Das Immunsystem reagiert auf diese hausgemachten Proteine, indem es Abwehrstoffe dagegen bildet. Bei einem späteren Kontakt der geimpften Person mit dem SARS-CoV-2-Erreger erkennt das Immunsystem die Oberflächenstruktur und kann das Virus gezielt abwehren und bekämpfen.