
Milch wird seit Jahrzehnten als Kalziumquelle propagiert. Doch in Wahrheit entzieht sie den Knochen mehr von dem Mineralstoff, als sie gibt
In den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung tauchen Milch und Milchprodukte weiterhin als gesunde Nahrungsmittel auf. Ein Grund ist der hohe Kalziumgehalt, der Knochen und Zähne stärken und beispielsweise vor Osteoporose schützen soll. Allerdings ist der Mensch das einzige Säugetier, das Milch nach dem Abstillen weiterhin konsumiert. Gibt es also Gründe, warum keine Kuh auf die Idee käme, Milch zu trinken?
Milch zieht Kalzium aus den Knochen
Tatsächlich liegen heute Erkenntnisse vor, die gegen Milch (Ausnahme ist Muttermilch) sprechen. Eine Erklärung hängt mit dem Säure-Basen-Haushalt zusammen. Nach Auskunft von Prof. Dr. Andreas Michalsen, Lehrstuhlinhaber für Naturheilkunde an der Charité, sorgt der von Milchprodukten hervorgerufene Säureüberschuss sogar für eine Negativbilanz. „Lange dachte man, dass Milch durch ihren Kalziumgehalt die Knochen schützt“, schreibt er in seinem Buch „Heilen mit der Kraft der Natur“. „Heute wissen wir, dass es genau umgekehrt ist: Aufgrund der Säure, die Milch im Körper erzeugt, übersteigt der Kalziumabfluss bei Weitem das Kalzium, das man zuführt. Milchprodukte haben also eine negative Kalziumbilanz und sind keine Osteoporosetherapie“, so der Mediziner.
Gerate der Säure-Basen-Haushalt nur minimal aus dem Gleichgewicht – etwa durch chronische Entzündungen oder eben durch den Verzehr von überwiegend säurebildenden Nahrungsmitteln, seien gesundheitliche Schäden möglich, schreibt Michalsen und nennt Knochenabbau, Bindegewebsschwäche und Nierenprobleme als Folgen. Wer etwas Gutes für sich tun wolle, meint der Mediziner für Naturheilkunde, solle lieber ein Glas Orangensaft oder Gemüsesaft trinken. „Das puffert die Säure und sorgt für einen gesunden Ausgleich.“
Stimulator für Krebswachstum
Einer, der ebenso kritisch dem Milch-Konsum gegenübersteht, ist Dr. Bodo Melnik von der Universität Osnabrück. Der Humanmediziner sieht Milch sogar als Stimulator für Krebs. Der hohe Proteingehalt in Kuhmilch bzw. die Aktivierung bestimmter Enzyme schalte die Zelle auf „Wachstum“, was evolutionär für die Aufzucht von Kälbchen gedacht sei, nicht aber für den Menschen. „Mit Blick auf Krebserkrankungen etwa ist Wachstum eine negative Stimulation“, sagt Melnik mit Blick auf Studien, die belegen: Milchprodukte erhöhen insbesondere das Risiko von Prostatakrebs.
Und noch ein weiterer Effekt ist zu befürchten. Da in Milch inzwischen rund 250 microRNA mit genregulativer Wirkung gefunden wurden, könnte durch den Milchkonsum die Genetik des Menschen verändert werden. Hierzu ist die Studienlage aber noch zu dünn, um die gesundheitlichen Auswirkungen beurteilen zu können.