Medikamenteneinnahme: So behält man den Überblick

Jeder vierte Erwachsene in Deutschland nimmt jeden Tag mehr als drei Medikamente ein – jeder Vierte über 70 sogar fünf oder mehr. – Foto: AdobeStock/Henrik Dolle
Jeder vierte Erwachsene in Deutschland muss dauerhaft drei oder mehr Medikamente einnehmen – teils schon in jüngeren Jahren. Der Anteil der Personen, die eine Polymedikation benötigen, steigt mit dem Alter an. Eine Umfrage Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vom März 2021 ergab: Immerhin vier Prozent Unter-30-Jährigen brauchen schon dauerhaft mehrere Medikamente, bei den über 70-Jährigen waren es 55 Prozent. Jeder Vierte dieser Senioren nahm sogar fünf oder mehr Arzneimittel gleichzeitig ein.
Hunderttausende Krankenhausfälle durch vermeidbare Medikationsfehler
„Polymedikation ist für viele Patienten unvermeidbar, birgt aber erhebliche Risiken“, heißt es in einer Patienteninformation der ABDA. „In Deutschland kommt es jedes Jahr zu mehreren hunderttausend Krankenhauseinweisungen wegen vermeidbarer Medikationsfehler und zu erheblichen Zusatzkosten für das Gesundheitssystem.“ Damit eine medikamentöse Behandlung erfolgreich und sicher ablaufen kann, kommt es neben einer korrekten Diagnose auf drei Dinge an: die richtige Einzeldosierung, dass Medikamente zueinander passen – und dass der Patient das richtige Präparat in der richtigen Dosierung zur richtigen Zeit einnimmt.
Arzt hat nicht immer alle Wechselwirkungen im Blick
Diese Risiken können nach Auskunft der Apothekerverbände reduziert werden, indem die Gesamtmedikation des Patienten konsequent erfasst, pharmazeutisch analysiert und in einem konsentierten Medikationsplan überführt wird. Allerdings: „Viele Patienten denken, wenn der Arzt ihnen einen Medikationsplan mitgibt, hat er automatisch auch einen Check auf Wechselwirkungen gemacht", sagt Jelena Popovic, Fachapothekerin für geriatrische Pharmazie aus Stuttgart. Doch das sei nicht immer automatisch der Fall.
„Apothekerinnen und Apotheker sind oft die Einzigen, die einen guten Überblick über die Medikamente eines Stammkunden haben – und sie haben das nötige Know-how, etwaige Probleme zu erkennen", sagt Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber".
So kann man seine Dauermedikamente prüfen lassen
Wer seine Dauermedikamente pharmazeutisch checken lassen will, wendet sich an seine Stammapotheke. Zum ersten Termin bringt man alle Arzneien mit. Der Apotheker geht alles gemeinsam mit dem Kunden durch und gleicht es mit dem Medikationsplan des Arztes ab. Nachdem alles aufgenommen wurde, schaut sich der Apotheker alle Medikamente nochmals genau an: Gibt es bekannte Neben- und Wechselwirkungen? Passen die Dosierungen? Werden tatsächlich alle Medikamente benötigt? Bei Unklarheiten wird beim Arzt nachgefragt.
Manche Apotheken bieten auch Verblister-Service
Beim zweiten Termin geht der Apotheker mit dem Patienten die wichtigsten Dinge durch, die aufgefallen sind. Das Resultat ist eine aktuelle, übersichtliche Medikamentenliste, die der Patient anschließend mit seinem behandelnden Arzt besprechen kann. „Eine Box mit Unterteilungen für morgens, mittags, abends hilft, den Überblick bei der täglichen Medikamenteneinnahme zu behalten“, heißt es dazu im Senioren Ratgeber. „Wer Mühe mit dem Vorsortieren hat, sollte ein Familienmitglied darum bitten.“ Auch Apotheken übernehmen diese Aufgabe, manche bieten auch einen Verblister-Service an. Bei der Verblisterung portioniert und verpackt die Apotheke (oder ein von ihr beauftragter Dienstleister) die verordneten Medikamente eines Patienten nach Wochentagen und Tageszeiten sortiert in individuelle durchsichtige Verpackungen (Blister).