Männer: Immer mehr Pillen für Herz und Kreislauf

Männer greifen zu Medikamenten, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekämpfen. Ein präventiver, gesunder Lebensstil wäre dabei die bessere Medizin. – Foto: ©rh2010 - stock.adobe.com
Bei Männern sind lebensstilbedingte Krankheiten wie zu hoher Blutdruck und Herzinfarkt das Krankheitsrisiko Nummer eins. Laut dem Gesundheitsreport 2018 der Techniker Krankenkasse (TK) hat sich daher das Arzneivolumen von Herz-Kreislauf-Medikamenten bei Männern im erwerbsfähigen Alter von 2000 bis 2017 verdoppelt. „Diese Medikamente machen mittlerweile fast die Hälfte ihres gesamten Arzneimittelvolumens aus“, resümiert die Studie weiter. Im vergangenen Jahr erhielt jeder erwerbstätige Mann im Schnitt 115 Tagesdosen dieser Medikamentengruppe verordnet. Bei den Frauen waren es mit 61 nur gut halb so viele.
„Ein Großteil der Herzerkrankungen ist vermeidbar“
Damit bestätigt sich ein Trend, den die TK und andere Institutionen seit Jahren beobachten und den sie immer wieder zum Anlass nehmen, die Patienten zum Umdenken und einem besseren Umgang mit ihrer Gesundheit zu animieren. „Ein Großteil der Herzerkrankungen ist vermeidbar“, betont Wiebke Arps, Gesundheitsexpertin bei der TK – durch einen gesünderen Lebensstil. Dazu zählten insbesondere „ausreichend Sport, eine gesunde Ernährung, kein Nikotin und Entspannung“.
Arzneimittelkonsum steigt stetig an
Unabhängig vom Geschlecht konsumieren die Deutschen immer mehr Arzneimittel. „Der kontinuierliche Trend zu mehr Verordnungen von Arzneimitteln pro Patient hält ungebrochen an“, bilanzierte die Krankenkasse Barmer in ihrem Arzneimittelreport 2017. Bei Männern stieg die Zahl demnach im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent an, bei Frauen um 1,6. Bei der Zahl der Verordnungen pro Person liegen die Frauen mit durchschnittlich 9,7 Verordnungen pro Jahr klar vor den Männern, die auf 7,8 Verordnungen kamen – ein Vorsprung von 24 Prozent.
Frauen: Mehr Verbrauch bei Medikamenten – und mehr Missbrauch
Auch wenn diese Daten sich nur auf die Versicherten der Barmer beziehen, decken sie sich mit einem allgemeinen Trend. Den deutlich größeren Verbrauch an Medikamenten bei Frauen erklären Experten insbesondere mit der Behandlung von geschlechtsspezifischen Erkrankungen. Hier handelt es sich um Medikamentengruppen wie Sexualhormone, Gynäkologika, Mittel gegen Osteoporose (Knochenschwund im Alter) und zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Zum zweiten ist zu beobachten, dass Frauen bei psychischen Problemen (die Männer eher mit Alkohol bekämpfen) ihr Heil stärker in Tabletten suchen. So bekommen sie rund 50 Prozent mehr Psychopharmaka und Schmerzmittel verordnet als Männer. Nach dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung neigen Frauen stärker zum Missbrauch von Medikamenten als Männer. Im mittleren Alter greifen sie vorwiegend zu Schmerzmitteln, später zu Antidepressiva und Schlafmitteln.
Ab 65 schnellt der Arzneiverbrauch in die Höhe
Sieht man sich den Medikamentenverbrauch nach Altersklassen an, ergibt sich mit steigendem Lebensalter und dem damit verbundenen Risiko an Krankheit und Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) ein exponentieller Anstieg. Bei beiden Geschlechtern steigen die Verordnungen ab dem 65. Lebensjahr nach dem Barmer-Report auf mehr als das Doppelte der vorherigen Werte. Nach dem 74. Lebensjahr nehmen sie noch einmal um rund 50 Prozent zu.
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