Mädchen erkranken häufiger an diabetischer Ketoazidose

Ketoazidose tritt auf, wenn zu wenig Insulin injiziert wird
Das Insulin, das die Diabetiker sich künstlich zuführen müssen, sorgt dafür, dass Muskel- und Nervenzellen Energie in Form von Zucker aus dem Blut aufnehmen. Die Ketoazidose tritt auf, wenn zu wenig Insulin injiziert wird. Der Körper stellt dann auf eine verstärkte Fett- und Protein-Verbrennung um.
In der Folge übersäuert das Blut, Energiestoffwechsel und Gasaustausch sind gestört. „Das führt im schlimmsten Fall zum Tod", erklärt Prof. Reinhard Holl, Leiter des Zentralinstituts für Biomedizinische Technik an der Uni Ulm. Die Wissenschaftler werteten für ihre Untersuchung die Patientendaten von gut 50.000 Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 aus.
Bis zu sieben Prozent der jungen Patienten, die länger als ein Jahr erkrankt waren, waren von Ketoazidose betroffen. „Die hohen Zahlen haben uns überrascht, denn Blutzuckermessgeräte und Insulinpumpen oder -injektoren arbeiten heute so genau, dass eine optimale Therapie eigentlich gewährleistet sein könnte", so Prof. Holl, zugleich Kinder-Diabetologe und -Endokrinologe.
Mädchen in der Pubertät von Ketoazidose besonders betroffen
Überdurchschnittlich viele Mädchen waren an der diabetischen Ketoazidose erkrankt. Dahinter könnten Figur-Gründe stecken. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die weiblichen Teenager absichtlich kein Insulin spritzen, um über die dadurch verstärkte Fettverbrennung Gewicht zu verlieren", vermutet Ko-Autor Prof. Justin T. Warner vom Universitätsklinikum Cardiff. "Wie gesundheitsschädlich, ja sogar lebensgefährlich der Verzicht auf eine angemessene Insulin-Therapie sein kann, wissen die wenigsten", warnt Holl.
Doch auch junge Diabetes-1-Patienten, die einer ethnischen Minderheit angehörten beziehungsweise einen Migrationshintergrund hatten, hatten ein deutlich erhöhtes Risiko. Die Forscher forderten verbesserte Informations- und Betreuungsprogramme, die die Familien der Patienten stärker einbeziehen.
Eine Ketoazidose zeigt sich anfangs mit Symptomen wie Atembeschwerden, Übelkeit, Durst, häufigem Wasserlassen und Schwäche. Im weiteren Verlauf kommt es zur Hyperventilation und Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht. Unbehandelt endet die Stoffwechselstörung meist tödlich.
Foto: Dmitry Lobanov