Lungenentzündung vom Hausarzt oft nicht erkannt

Bei Lungenentzündungen treten meist starker Husten und Fieber auf
Eine Lungenentzündung geht meist mit starkem Husten und Fieber einher. Doch manchmal sind die typischen Symptome nicht so stark ausgeprägt. Dann tun sich Hausärzte häufig schwer mit der richtigen Diagnose. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Ob ein Patient, der mit Husten in eine Hausarztpraxis kommt, nur eine akute Bronchitis oder doch eine Pneumonie hat, wird meistens anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung entschieden. Wie treffsicher diese Diagnose ohne Röntgenbilder ist, wollte ein Team von Medizinern um Dr. Saskia van Vugt von der Universität Utrecht herausfinden. 294 Hausärzte aus zwölf europäischen Ländern, die insgesamt 2.810 Patienten mit Husten klinisch untersucht hatten, nahmen an der Studie teil. Unabhängig von der Hausarztdiagnose wurde bei allen Patienten auch eine Röntgen-Aufnahme vom Thorax angefertigt.
Mehrzahl der Lungenentzündungen nicht diagnostiziert
Das erschreckende Ergebnis: Die Mehrzahl der Pneumonien wurde ohne Bildgebung übersehen. Von den 2.810 Patienten hatten 140 aufgrund des Röntgenbildes die Diagnose Lungenentzündung erhalten. Doch nur 29 Prozent davon, nämlich 41 Patienten, hatten vom Hausarzt dieselbe Diagnose bekommen. Bei den 99 Patienten, deren Lungenentzündung durch die reine körperliche Untersuchung nicht entdeckt worden war, waren Beschwerden und Symptome wie Fieber und Raschelgeräusche beim Abhören weniger stark ausgeprägt gewesen.
Umgekehrt wurden die meisten Patienten, die ein unauffälliges Röntgenbild aufwiesen, auch vom Hausarzt als pneumoniefrei erkannt. Nur bei einem Prozent wurde zu Unrecht eine Lungenentzündung diagnostiziert. Dies sei im Hinblick auf unnötige Antibiotikaverordnungen immerhin beruhigend, so die Studienautoren.
Unbehandelte Lungenentzündung ist lebensbedrohlich
Die niedrige Trefferquote bei der radiologisch nachweisbaren Pneumonie bezeichneten die niederländischen Ärzte hingegen als „besorgniserregend“. Sie erklären: „Wir brauchen dringend Tests, mit denen die diagnostische Treffsicherheit in der Praxis verbessert werden kann.“ Van Vugt und ihre Kollegen empfehlen, Patienten aufzufordern, sich wieder in der Praxis vorzustellen, falls die Symptome nicht abklingen oder schlimmer werden. Denn eine unbehandelte Lungenentzündung kann gefährlich, sogar lebensbedrohlich sein.
Nach Angaben der Forscher rechtfertigen viele Ärzte den Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika bei akutem Husten mit der Sorge, dass ihnen eine Pneumonie entgehen könnte. Auch das kann nicht wünschenswert sein, da Antibiotika starke Nebenwirkungen haben und Resistenzen ausbilden können.
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