Lichttherapie auch bei „echter“ Depression

Eine Lichtlampe kann unterstützend gegen Depressionen wirken – Foto: ©RFBSIP - stock.adobe.com
Die Lichttherapie wird vor allem zur Behandlung der saisonal bedingten Winter-Depression eingesetzt – mit guten Ergebnissen. Dass aber Störungen der „inneren Uhr“ auch bei der nichtsaisonalen Depression eine Rolle spielen, ist zwar ebenfalls bekannt, doch der Nutzen einer Lichttherapie bei einer Major-Depression konnte bisher nicht hinreichend belegt werden. Auch in der Praxis wurde sie bislang höchstens ergänzend eingesetzt.
Dennoch gibt es Hinweise, dass Lichttherapie auch bei einer „echten“ Depression hlefen kann. Kanadische Forscher haben dafür in einer randomisierten placebokontrollierten Studie Belege gefunden.
Kombination aus Licht und SSRI am wirksamsten
An der Studie nahmen 122 Patienten, die mindestens an einer mittelschweren Depression litten, teil. Über einen Zeitraum von acht Wochen erhielten sie entweder eine Lichttherapie plus einem SSRI, eine Lichttherapie mit Placebo, ein SSRI und die Bestrahlung durch ein Scheingerät oder nur Placebo. Als Scheingerät wurde ein deaktivierter „Ionen-Generator“ verwendet, angeblich, um den Einfluss von Licht und Ionen zu vergleichen.
Es zeigte sich, dass sowohl die Lichttherapie als auch die Kombination von Licht und SSRI einer Placebotherapie überlegen waren. Am besten schnitt die Kombinationstherapie ab. Mit der Lichttherapie erreichten insgesamt 44 Prozent (ohne SSRI) und 59 Prozent (mit SSRI) der Patienten eine vollständige Remission. Ohne Licht war dies nur bei 30 beziehungsweise 19 Prozent der Fall. Überraschenderweise war die alleinige medikamentöse Therapie mit dem SSRI Fluoxetin nicht wirksamer als Placebo. Nach Auffassung der Studienautoren könnte dies mit dem späten Wirkungseintritt des Antidepressivums zusammenhängen. „Licht dagegen hat in den SAD-Studien oft schon innerhalb von ein bis zwei Wochen eine Wirkung gezeigt.“
Lichttherapie am Morgen bremst Melatoninproduktion
Nach Angaben der Forscher handelt es sich bei der Studie um den „ersten placebokontrollierten Vergleich von Licht als Mono- und Kombinationstherapie und medikamentöser Therapie mit adäquater Dauer“. Alle Behandlungen wurden gut vertragen. Hinsichtlich der Häufigkeit von Nebenwirkungen gab es keine Unterschiede zwischen den vier Gruppen.
Bei der Lichttherapie sollte sich der Patient möglichst unmittelbar nach dem Aufstehen für ca. 30 Minuten vor ein Gerät mit 10.000 Lux setzen. Dadurch wird die Produktion des Schlafhormons Melatonin gebremst, das nur bei Dunkelheit produziert wird. Dem Hormon, das maßgeblich an der Regelung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt ist, wird eine depressionsauslösende Wirkung nachgesagt.
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