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Künstliche Darmhormone helfen beim Abnehmen

Dienstag, 31. August 2021 – Autor:
Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland haben Übergewicht. Synthetisch nachgebildete Darmhormone (Inkretinmimetika) können beim Abnehmen helfen.
Ein Darmhormon kann helfen, das Gewicht zu reduzieren

– Foto: Adobe Stock/ Viacheslav Lakobchuk

Laut Robert Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) in Deutschland übergewichtig (BMI ab 25). Ein Viertel der Erwachsenen (23 Prozent der Männer, 24 Prozent der Frauen) sind adipös (BMI ab 30). Adipositas kann Insulinresistenz, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen nach sich ziehen.

Synthetisch nachgebildete Darmhormone (Inkretinmimetika) können beim Abnehmen helfen. Sie sind ähnlich effektiv wie eine bariatrische Operation, bei der Magen und/oder Darm chirurgisch verkleinert werden. Das berichten Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) im Vorfeld der "Hormonwoche".

Bis zu 25 Prozent des Körpergewichts verloren

Bei gleichzeitiger Diät und vermehrter körperlicher Bewegung konnten etwa mit Semaglutid Gewichtsreduktionen bis zu 25 Prozent des Körpergewichts erreicht werden. Dies zeigen aktuelle Studien an übergewichtigen Patienten mit und ohne Diabetes Typ 2.

Bei der medikamentösen Therapie des starken Übergewichts bis hin zur Fettsucht (Adipositas) sind die Möglichkeiten bislang begrenzt. Viele der verabreichten Substanzen haben gefährliche Nebenwirkungen: "Amphetamine wurden wegen des Suchtrisikos vom Markt genommen. Dies gilt auch für Fenfluramin, einen Amphetamin-ähnlichen Wirkstoff, der den Hunger unterdrückt, wegen einer herzschädigenden Wirkung. Und zuletzt auch für den Appetitzügler Lorcaserin wegen eines erhöhten Krebsrisikos", erläutert Prof. Jochen Seufert, Endokrinologe und Diabetologe vom Universitätsklinikum Freiburg und DGE-Vorstandsmitglied.

Hemmen Magenentleerung und vermitteln Sättigungsgefühl

"Bariatrische Eingriffe als bisher letzte Option sind zwar sehr effektiv", so Seufert. Nachteil sei jedoch ihre Endgültigkeit. "Wir können sie nicht mehr rückgängig machen". Inkrinmimetika indes werden bereits seit Jahren für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt.

Die dem Darmhormon Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) nachgebildeten sogenannten GLP1-Rezeptoragonisten imitieren dessen Wirkung. Sie senken den Blutzucker bei Typ 2 Diabetes. Darüber hinaus hemmen sie die Magenentleerung und vermitteln ein Sättigungsgefühl. Sie müssen je nach Darreichungsform einmal täglich oder einmal wöchentlich gespritzt werden.

Künstliche Darmhormone helfen beim Abnehmen

"Inkretinmimetika sind hocheffektive und dabei recht gut verträgliche Arzneistoffe zur Unterstützung der Gewichtsreduktion bei Menschen, die an Übergewicht und Adipositas sowie den entsprechenden schädlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel leiden“, fasst Prof. Seufert zusammen. Die künstlichen Darmhormone helfen also beim Abnehmen. "Die hier erzielbaren Gewichtsabnahmen und Stoffwechselnormalisierungen kommen in den Bereich der Wirksamkeit der bariatrischen Chirurgie."

Nachteilig sei, dass sich der Gewichtsverlust nach etwa sechs bis zwölf Monaten auf einem Plateau einstelle - sowie der andauernde Therapiebedarf. "Dies kennen wir jedoch auch von anderen Adipositastherapien", so Seufert.

Adipositas-Medikamente keine Kassenleistung

"Trotz der vielversprechenden Therapieerfolge sollte die Prävention von Adipositas weiterhin im Fokus stehen", kommentiert zum Abschluss DGE-Mediensprecher Prof. Stephan Petersenn von der ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg. "Auch ist zu bedenken, dass die medikamentöse Therapie der Adipositas keine Kassenleistung darstellt und insbesondere die Behandlung mit Inkretinmimetika mit erheblichen Kosten verbunden ist."

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