Krakauer Erklärung: Jodmangel macht Europas Kinder dumm

Weniger intelligent: Schon ein leichter Jodmangel kann schwere Folgen haben
Jod ist ein wichtiger Mikronährstoff, der für die Produktion von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Diese Botenstoffe regeln den Stoffwechsel im menschlichen Körper, fördern das körperliche Wachstum und die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Der Zusammenhang zwischen Jodmangel und geistiger Entwicklung ist seit langem bekannt. Weil selbst ein leichter Jodmangel der Mutter zu einer Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ) beim Kind führen kann, nehmen Schwangere in Deutschland üblicherweise Jod-Präparate ein. Doch in vielen Ländern Europas ist nach wie vor die Versorgung mit Jod mangelhaft. Überdies sind die Folgen eines Jodmangels in der Bevölkerung kaum bekannt.
Einfachste Maßnahmen werden nicht umgesetzt
Nun warnen Experten vor den Folgen. In der Krakauer Erklärung zu Jod (Kraków Declaration on Iodine, 18.04.2018) warnen Wissenschaftler des EU-geförderten Projektes EUthyroid und mehrere Interessengruppen, das Problem nicht länger zu ignorieren und endlich die bewährten Strategien gegen Jodmangel umzusetzen. Dazu zählen in erster Linie das Anreichern von Lebensmitteln mit Jod – hier ist mehr Druck auf die Industrie nötig – sowie nationale Jodierungsprogramme, die eine optimale Jodversorgung der Bevölkerung überwachen. „Wir sind zunehmend besorgt über das mangelhafte Engagement der politischen Entscheidungsträger zur Beseitigung des Jodmangels in Europa“, heißt es in der Erklärung.
Jedes zweite Neugeborene einem Jodmangel ausgesetzt
Zwar gibt es in vielen europäischen Ländern freiwilligen Programme zur Jodanreicherung. Trotzdem sind den Wissenschaftlern zu Folge bis zu 50 Prozent aller Neugeborenen einem leichten Jodmangel ausgesetzt sind. Folglich bestehe das Risiko, dass diese Kinder ihr kognitives Entwicklungspotenzial nicht voll ausschöpfen könnten und beispielsweise Lernprobleme in der Schule bekämen. „Zusätzlich besteht die Gefahr, dass niedrigere IQ-Werte in Teilen der Bevölkerung die Wirtschaftsleistung ganzer Nationen beeinträchtigen“, heißt es in der Krakauer Erklärung weiter.
Seit Jahrzehnten fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine regelmäßige Kontrolle der Jodversorgung in der Bevölkerung als einen wichtigen Schritt um den Jodmangel in Europa zu erheben und zu beseitigen. Dennoch erfüllen derzeit nur acht Länder in der EU diese minimale Anforderung.
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