Kinderärzte: Fieberambulanzen sind der falsche Weg

Kinder in sogenannten Fieber-Ambulanzen? Das halten Kinder- und Jugendärzte für keine gute Idee. – Foto: ©famveldman - stock.adobe.com
Sogenannte Fieber-Ambulanzen sollen dazu beitragen, eine Überlastung der Praxen im Herbst und Winter zu vermeiden. Das ist der Plan von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Er setze darauf, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen solche „Fieber-Ambulanzen“ vor Ort anbieten würden, so Spahn gegenüber „Rheinischen Post“.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) e. V. hält das für den falschen Weg. „Kranke Kinder und Jugendliche gehören in Kinder- und Jugendarztpraxen, nicht in Fieberambulanzen“, so BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach.
Großteil der Patienten in Fieberambulanzen wären Kinder
„Säuglinge und Kleinkinder machen durchschnittlich acht bis zwölf Infektionen pro Jahr durch, im Herbst und Winter vor allem Atemwegsinfekte mit Fieber“, erläutert Fischbach. Kinder und Jugendliche würden also die Patientenmehrheit in den geplanten Fieberambulanzen stellen. Fieberambulanzen seien jedoch keine Kinder- und Jugendarztpraxen.
Kinderärzte kennen ihre kleinen Patienten am besten
„Unsere Praxen sind dagegen auf Kinder und Jugendliche eingerichtet“ erklärt Fischbach. Die Kinderärzte wüssten auch am besten, wieviel Gesundheitskompetenz sie den Eltern zutrauen können, wir können beurteilen, welche Familie mit Husten, Schnupfen und Fieber gut alleine klarkommt und wer eng betreut werden muss.
Kinderärzte würden auch auf fehlende Vorsorgen und Impfungen hinweisen, wenn die kleinen Patienten mit Fieber zu ihnen kämen. All dies würden Fieberambulanzen nicht leisten, so die Kritik. Zudem würde das fremde Personal gerade die Kleinsten verunsichern. Der Kinderarzt sei dagegen meist auch eine Vertrauensperson für Kinder und Eltern.
BKJV: Kinder benötigen keine Fieber-Ambulanzen
„Wir haben in den vergangenen Monaten unsere Praxen auf Pandemiebedingungen umgerüstet, Schutzvorrichtungen angebracht und die Abläufe geändert, so dass Covid-19-Patienten weder andere Patienten noch die Praxisteams infizieren können. Wir sind in der Lage, Corona-Tests durchzuführen und Kinder und Eltern zu beraten, wie sie sich bei einem positiven Test in den folgenden Tagen verhalten sollen. Es gibt also keinen Grund, für unsere Patienten, die wir bestmöglich und umfassend behandeln, Fieberambulanzen zu errichten“, so Fischbach.
Wichtiger wäre hingegen eine auf pädiatrische Belange zugeschnittene und risikoadjustierte Teststrategie des RKI, auf die wir leider weiterhin warten müssen. „Nicht jeder banale Luftwegsinfekt muss abgestrichen werden, das zeigen die wenigen positiven Testergebnisse auch in unseren Praxen eindrucksvoll“, erklärt der BKJV-Präsident. Käme hier endlich eine geeignete RKI - Empfehlung, wären die Praxen für die kommende Infektsaison gut gerüstet.“
Foto: Adobe Stock / famveldman