Kaffee doch nicht schlecht fürs Herz

Eine geht noch: Erst ab neun Tassen Kaffee steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen an
Wer drei bis fünf Tassen Kaffee am Tag trinkt, ist weniger gefährdet einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, als Menschen, die gar keinen Kaffee trinken. Diese erfreuliche Nachricht für alle Kaffeetrinker überbringt jetzt eine Meta-Analyse, in der Wissenschaftler 36 Studien zum Zusammenhang zwischen Kaffee-Konsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgewertet haben. Sogar sieben Tassen Kaffee sind demnach erlaubt, erst ab neun Tassen Kaffee pro Tag steige das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt, schreiben die Wissenschaftler aus den USA und Singapur in der Fachzeitschrift Circulation. „Diese Studie erbrachte starke Beweise, dass der langfristige Konsum großer Mengen Kaffee nicht mit einem höheren Herz-Kreislauf-Risiko verbunden ist“, so die Wissenschaftler um den Harvard-Epidemiologen Frank B. Hu. Egal, ob die Studienteilnehmer durchschnittlich nur eine Tasse täglich getrunken hatten oder sieben – das Risiko war eindeutig niedriger gewesen als in der Gruppe ohne Kaffee.
Dreieinhalb Tassen Kaffee am Tag sind optimal
Die Frage, ob zu viel Kaffee für das Herz schlecht ist, beschäftigt Wissenschaftler schon seit den 1960er Jahren. Viele Vergleichsstudien, bei denen man rückblickend den Kaffeekonsum von Herzkranken mit dem Gesunder verglichen hatte, deuteten auf ein erhöhtes Risiko hin. Allerdings ist die rückblickende Betrachtung in der Wissenschaft umstritten. Daher hatten die Wissenschaftler um Frank B. Hu nur prospektive Studien in ihrer Meta-Anlayse ausgewertet. Dabei lagen ihnen Daten von rund 1,3 Millionen Studienteilnehmern zugrunde. Darunter hatten etwa 48.000 eine Herz-Kreislauf-Krankheit erlitten oder waren daran gestorben. Verzeichnet wurden dabei auch 12.030 Schlaganfälle. Im Vergleich zu Menschen, die gar keinen Kaffee tranken, war die Schlaganfall-Rate unter den Vieltrinkern (fünf Tassen pro Tag) um fünf Prozent niedriger gewesen. In der Gruppe mit durchschnittlich 1,5 Tassen pro Tag waren elf Prozent weniger Schlaganfälle aufgetreten. Und in der Gruppe mit moderatem Kaffee-Konsum (durchschnittlich 3,5 Tassen) hatten die Forscher das geringste Schlaganfall-Risiko errechnet: Es war um 20 Prozent geringer als bei Menschen, die gar keinen Kaffee tranken.
Für Schwangere und Menschen mit schwer einstellbarem Bluthochdruck gilt ein anders Maß
„Wenn man das Risiko für einen Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen dem Kaffeekonsum gegenüberstellt, so ergibt sich eine u-förmige Kurve“, erläutert Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, die neueste und größte Studie über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Menschen, die gar keinen Kaffee trinken, sind stärker gefährdet als diejenigen mit wenigen Tassen am Tag. Bei drei bis fünf Tassen ist das Risiko am geringsten. Mit zunehmendem Kaffeekonsum steigt das Risiko dann wieder leicht an. Ein höheres Risiko als Nicht-Kaffee-Trinker scheint man jedoch erst ab ungefähr neun bis zehn Tassen täglich zu haben.“ Die meisten Menschen bräuchten sich also keine Sorgen zu machen, lediglich etwa in der Schwangerschaft und bei schwer einstellbarem hohen Blutdruck sei Zurückhaltung angebracht“, so der Neurologe.
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