Jugendliche: Langes Sitzen erhöht Risiko für Depressionen

Wer täglich viele Stunden im Sitzen verbringt, hat ein höheres Risiko für Depressionen – Foto: ©nenetus - stock.adobe.com
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen werden immer noch stark unterschätzt. Dabei sollen in Deutschland zwei bis vier Prozent der Grundschulkinder und 14 Prozent der Jugendlichen depressiv sein. Eine mögliche Ursache: Junge Menschen bewegen sich immer weniger und sitzen immer länger. Dass dies das Depressionsrisiko signifikant erhöhen kann, haben nun Forscher des University College London bestätigt. Zuvor hatten sie die Daten einer Langzeitstudie („Avon Longitudinal Study of Parents and Children“ = ALSPAC) ausgewertet, die seit 1991/1992 fast 15.000 Kinder seit der Schwangerschaft ihrer Mütter beobachtet.
Längere Sitzzeiten erhöhten Depressionsrisiko
Jeweils im Alter von 12, 14 und 16 Jahren trugen die Kinder über zehn Stunden lang ein Akzelerometer, das die Bewegungen in Count Per Minute (CPM) aufzeichnete. Die körperliche Aktivität wurde dann mit den Ergebnissen eines Interviews in Beziehung gesetzt, an dem die Jugendlichen im Alter von 18 Jahren teilnahmen. Darin erfassen Psychiater verschiedene mentale Störungen wie zum Beispiel Depressionen.
Wie die Forscher um Aaron Kandola feststellten, waren wenig Bewegung und lange Sitzzeiten in jüngeren Jahren mit einer erhöhten Depressivität im Alter von 18 Jahren verbunden. Jede zusätzliche sitzende Stunde ab 12 Jahren erhöhte dabei den Depressionsscore um 11,1 Prozent. Jede zusätzliche Stunde mit leichter körperlicher Aktivität senkte hingegen das Risiko für Depressionen um 9,6 Prozent.
Schon wenig Bewegung kann vor Depressionen schützen
Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass nur 15 Minuten Sport pro Tag ab einem Alter von 12 Jahren das Depressionsrisiko um 9,0 Prozent senken konnten. Demnach ist kein intensives Training nötig, um Depressionen vorzubeugen. Bereits etwas mehr Bewegung und weniger Sitzen reichen aus.
Wie genau Bewegung vor Depressionen schützt, ist bislang nicht genau erforscht. Vermutet wird, dass unter anderem die Stimulierung der Neuroplastizität im Gehirn eine Rolle spielt. Auch könnten ein positiver Einfluss auf Entzündungsreaktionen im Körper sowie die Förderung des Selbstwertgefühls durch sportliche Aktivität eine Rolle spielen. Zudem werden Stresshormone durch langes Sitzen nicht ausreichend abgebaut – psychische Erkrankungen werden so wahrscheinlicher.
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