Jo-Jo-Effekt: Forscher finden Schalter für ständiges Hungergefühl

Jo-Jo-Effekt nach Diäten erklärt: Übergewicht wird zu einem Soll-Zustand – Foto: Igor Mojzes - Fotolia
Ein Team von amerikanischen und italienischen Neurowissenschaftlern hat Veränderungen im Gehirn gefunden, die vorwiegend bei Übergewichtigen auftreten. Danach waren bei übergewichtigen Mäusen Neuronen im Hypothalamus derart verändert, so dass die Kontrolle über Hunger und Sättigungsgefühl verlorenging. Von dem Defekt waren vor allem bestimmte Rezeptoren betroffen, die das sogenannte Orexin A Peptid regulieren, das wiederum den Appetit stimuliert. Während in normalgewichtigen Mäusen die Aktivierung der Rezeptoren zu einer verringerten Ausschüttung des Peptids führten, war es bei den übergewichtigen genau umgekehrt: Die Aktivierung der Rezeptoren kurbelte die Ausschüttung von Orexin A sogar an.
Neues Angriffsziel zur Behandlung der Adipositas entdeckt
„Wir konnten einen wichtigen Mechanismus für die Entstehung von Adipositas identifizieren“, erklärt Ken Mackie, Professor im Fachbereich Psychological and Brain Sciences am College of Arts and Sciences Bloomington. „Das sind ermutigende Ergebnisse, die eine pharmakologische Intervention zur Behandlung von Übergewicht näher rücken lassen“, so der Neurowissenschaftler.
Im Hypothalamus werden zahlreiche Verhaltensweisen gesteuert, auch die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme wird in dieser Hirnregion reguliert. Wie andere wichtige Systeme im Körper, wird auch das Essverhalten von zahlreichen neurochemischen Prozessen gesteuert, darunter die Endocannabinoide – eine Art regulatorisches Netzwerk.
Darum bringen Diäten langfristig nichts
Den Wissenschaftlern zufolge passt dieses Netzwerk das Hungergefühl dem aktuellen Gewicht einer Person an. Bei Übergewichtigen ist die Messlatte entsprechend hoch. So tritt eine Teufelsspirale in Gang, die auch den Jo-Jo-Effekt nach Diäten plausibel macht. „Das erklärt, warum es übergewichtigen Menschen so schwer fällt, nach einer Diät ihr neues Gewicht zu halten“, betont Neurowissenschaftler Mackie. „denn das Gehirn signalisiert dem Körper ständig, zum alten Gewicht zurückzukehren.“
Die Ergebnisse der Studie wurde im April im Fachblatt “Proceedings of the National Academy of Sciences” veröffentlicht.
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