Jeder sechste Krebs durch Infektionen ausgelöst

Krebs kann durch Viren wie das humane Papillomavirus ausgelöst werden – Foto: Tatiana Shepeleva - Fotolia
Es ist schon länger bekannt: Viele Krebserkrankungen werden durch Infektionen mit Viren oder Bakterien ausgelöst. Eine Untersuchung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hat dies nun bestätigt und das Ausmaß der infektionsbedingten Krebsfälle aufgedeckt. Demnach gehen weltweit 2,2 Millionen Krebserkrankungen auf Viren oder Bakterien zurück, das sind rund 15 Prozent aller Krebsfälle. Die meisten davon treten in ärmeren Ländern auf, doch auch in Europa werden Krebserkrankungen durch Infektionen verursacht. Dabei wären viele davon durch Vorsichtsmaßnahmen und Impfungen vermeidbar.
Vier Erreger sind am gefährlichsten
Die zehn biologischen Krebsauslöser sind Helicobacter pylori, Hepatitis B-Virus (HBV), Hepatitis C-Virus (HCV), humane Papillomaviren (HPV), Epstein-Barr-Virus (EBV), humanes Herpesvirus Typ 8 (HHV-8), humanes T-lymphotropes Virus Typ 1 (HTLV-1), Opisthorchis viverrini, Clonorchis sinensis und Schistosoma haematobium. Forscher um Martin Plummer vom IARC stellten fest, dass davon vier Erreger am gefährlichsten sind: das humane Papillomavirus, die humanen Hepatitisviren B und C sowie das Magenbakterium Helicobacter pylori. Über 90 Prozent der infektionsbedingten Krebsfälle gehen auf das Konto dieser Erreger.
Während Helicobacter pylori für 89 Prozent aller Magenkrebserkrankungen verantwortlich ist, beruhen 73,4 Prozent aller primären Leberkrebserkrankungen auf Hepatitis B und C. Das humane Papillomavirus wiederum ist für 100 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich.
Die Studienautoren betonen, dass sich viele dieser Krebserkrankungen relativ leicht vermeiden ließen. So konnte in Ländern, die ihre Kinder regelhaft gegen Hepatitis B impfen lassen, die Zahl der Leberkrebserkrankungen gesenkt werden. Und die HPV-Impfung führt zu einer Reduzierung der Fälle von Gebärmutterhalskrebs. Gegen Hepatitis C gibt es zwar noch keine Impfung, doch die Infektion kann durch Medikamente gestoppt werden, bevor sie zu Leberkrebs führt; allerdings scheitert dies vielerorts noch an den hohen Kosten. Beim Helicobacter pylori gibt es mittlerweile zahlreiche Hinweise, dass eine Behandlung der Infektion mit Antibiotika der Entstehung von Magenkrebs vorbeugen kann.
Mechanismus der Krebsentstehung noch nicht geklärt
Wie genau Viren und Bakterien Krebs auslösen, ist noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist, dass eine chronische Entzündung zu Veränderungen im Erbgut der Zellen führen kann. Aber die Erreger können auch direkt an der Krebsentstehung beteiligt sein. So sind Viren in der Lage, das Protein p53 zu hemmen, das normalerweise als sogenannter Tumorsuppressor wirkt. Auch das Bakterium Helicobacter pylori kann offenbar direkt in die Zellfunktion eingreifen.
Aber auch wenn Viren und Bakterien bei der Entstehung mancher Krebsarten eine Rolle spielen, so ist die Infektion doch nie der alleinige Auslöser. Dazu muss zunächst eine chronische Entzündung entstehen, die nach Jahren oder sogar Jahrzehnten zum Ausbruch von Krebs führen kann. Und auch dies ist ein eher seltenes Ereignis: Nur etwa eine von einhundert potenziell krebsauslösenden Infektionen führt tatsächlich zu einer Krebserkrankung.
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